Die Transzendenz der Begrenzungen

Das Ziel jedes Menschen auf dieser Welt – egal, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht – ist die Einheit mit dem universellen (oder göttlichen) Bewusstsein. Auch wenn man dieses Ziel für unmöglich hält, ist es eine Tatsache, dass sich jeder Mensch bereits in Einheit mit dem universellen Bewusstsein befindet. Keine körperliche, emotionale, geistige oder spirituelle Verfassung kann daran etwas ändern.

Genau genommen ist dieses Eins-Sein nichts, was man durch Selbstverbesserung erreichen oder in einem Lehrgang oder durch Studien erlernen könnte. Es ist weder für die reserviert, die sich auserwählt glauben, noch denjenigen vorbehalten, die einer speziellen Lehre anhängen. Einheit mit dem universellen Bewusstsein ist ein Zustand, und dieser Zustand existiert a priori in jedem Menschen. Selbst wenn man in der eigenen Spiritualität nichts oder wenig von dieser einzigartigen Beziehung bemerkt – sie entwickelt sich in jedem Menschen und wird irgendwann ein andauernder Zustand werden. Bis es soweit ist, ist es wichtig, eine Ahnung davon zu bekommen, was universelles Bewusstsein eigentlich ist, wie es „funktioniert“ und was es bedeutet, die Einheit mit ihm zu erfahren.

 

Wer oder was ist universelles Bewusstsein?

In yogischer, tantrischer und taoistischer Literatur ist sehr viel über das universelle Bewusstsein geschrieben worden. Wichtig ist, dass man begreift, dass es kein Gegenstand des Wissens ist. Es besitzt keine Eigenschaften, und deshalb ist eine präzise Definition unmöglich. Was wir aber darüber sagen können, ist, dass es die Quelle von Zeit und Raum ist und von Bewusstsein, Energie und Materie, die wiederum Zeit und Raum (in allen Welten und Dimensionen, die unsere Welt ausmachen) ausfüllen.

Universelles Bewusstsein ist lebendig und gewahr. Es ist die Quelle des menschlichen Lebens und die Quelle von Glückseligkeit, Freude und Liebe. Die Begrenzungen, die uns Zeit und Raum auferlegen, nehmen wir mit unseren fünf Sinnen wahr. Das universelle Bewusstsein jedoch transzendiert diese Begrenzungen – es kann nicht sterben und ist nicht an den Kreislauf von Geburt, Leben und Tod gebunden. Die Prozesse der Evolution und Involution (Rückbildung) sorgen dafür, dass sich alle Dinge im Universum der Erscheinungen verändern. Das universelle Bewusstsein aber ist an diese Prozesse nicht gebunden – es hat sie hervorgebracht und ist daher unveränderlich.

Die Mandukya Upanishad nennt das universelle Bewusstsein Santam Sivam Adwaitam (Man.UP.VII). Es ist voller Frieden, Segen und nicht-dual. Es ist Stille, Grenzenlosigkeit und Vollständigkeit. Es ist Intelligenz und voll Glückseligkeit. Universelles Bewusstsein ist das unpersönliche Absolute. Es birgt in sich alles, was entstanden ist, und existiert daher ohne Augenblick.

Wer jetzt noch immer keine Vorstellung davon hat, was das universelle Bewusstsein ist, verzweifle nicht – er ist in bester Gesellschaft. Die meisten Weisen, Sucher, Theologen und Psychologen dieser Welt haben damit dasselbe Problem. Es ist nämlich so: Wenn man versucht, das universelle Bewusstsein zu begreifen, indem man seinen individuellen Verstand und sein Ego benutzt, muss man scheitern. Dann nämlich identifiziert man sich als Individuum, und sich als Individuum zu identifizieren, bedeutet, sich selbst und die eigene Wahrnehmung zu begrenzen und zu limitieren. Das, was begrenzt ist und sich ständig verändert, ist nicht in der Lage, etwas zu begreifen, das ewig ist, unbegrenzt und sich nie verändert, denn es geht weit darüber hinaus.

 

Eine Metapher für Wiedervereinigung

Unsere Beziehung zum universellen Bewusstsein und das Erfahren der Einheit mit ihm lässt sich gut mit einer Metapher erklären: Stell dir einen Moment lang vor, du wärst im Kino und schaust dir als einziger Zuschauer einen Film an, in dem du selbst die Hauptrolle spielst. Stell dir vor, dass dich der Film und die Darstellung so in den Bann schlagen, dass du total vergisst, dass du eigentlich eins mit dem göttlichen Bewusstsein bist. Du beginnst immer mehr, dich ausschließlich mit der Rolle zu identifizieren, die du in diesem Film spielst. Vielleicht ziehen dich die Gedanken, Gefühle und Empfindungen deiner Figur und die der anderen Charaktere so in den Bann, dass sich der Film realer anfühlt als die wirkliche Realität.

Jetzt stell dir vor, dass du dich plötzlich wieder daran erinnerst, dass es sich lediglich um einen Film handelt. Du wärst plötzlich nicht länger bereit, dich ausschließlich mit dieser Darstellung und den dazugehörigen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen zu identifizieren. Du würdest dich innerlich von dem Film und seinen Auswirkungen loslösen und dich wieder mit der Ursache, dem universellen Bewusstsein, identifizieren. Dann könntest du plötzlich wieder erkennen, wer du wirklich bist. Du würdest erkennen, dass sowohl du als auch dieser Film und alles darin aus dem universellen Bewusstsein entstanden sind und ein Teil davon sind. Diese Wahrheit würde dich vielleicht nicht spiritueller machen oder zu einem besseren Menschen, doch du würdest dich daran erinnern, wer du wirklich bist – ein göttliches Wesen. Du könntest wieder erfahren, wie es ist, sich mit dem universellen Bewusstsein bewusst in Einheit zu befinden, und du könntest all die Vorteile genießen, die mit dieser Einheit einhergehen … Vergnügen, Liebe, Intimität und Freude.

Eine Antwort

  1. Sein

    Wer sich das Beschriebene nicht vorstellen kann:

    (lustig, aber wahr)

    https://youtu.be/3TkwC3SThM4

    Antworten

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