Wie der Ausweg aus einer großen Krise in jedem Einzelnen von uns selbst beginnt und im großen Stile gelingen kann.

von Bianka Maria Seidl

Das innere Klima und das äußere Klima bedingen sich

Ein kleines Mädchen kam zu ihrem Vater und bat ihn, ein Spiel mit ihr zu spielen. Doch der Vater hatte gerade keine Zeit. So überlegte er, womit er sie eine Weile beschäftigen konnte. Da sah er in einer Zeitschrift eine Abbildung der Erde. Er löste das Bild aus der Zeitung und zerschnipselte es in viele Puzzleteile.

Die gab er seiner Tochter und dachte, dass sie lange beschäftigt sein würde. Der aber machte das Puzzle richtig Spaß, und nach wenigen Minuten zeigte sie ihrem Vater stolz das fertige Bild der Erde.
Der Vater fragte sie verwundert, wie sie das so schnell schaffen konnte. Da sagte die Tochter: „Hast du denn nicht den Menschen auf der Rückseite der Erde gesehen? Den habe ich zusammengesetzt und damit habe ich auch die Welt in Ordnung gebracht.“

In seinem neuen Buch „KLIMA – eine neue Perspektive“ beschreibt der Autor Charles Eisenstein die ganzheitlichen Zusammenhänge zwischen Klima, Ökologie und das wahre Menschsein. Damit spricht er mir aus der Seele. Auch ich sehe es so, dass die derzeitige Umweltkrise eine Krise des Seins ist, und sich die ökologische Heilung und die Heilung des Menschen bedingen. Weder die eine noch die andere ist wichtiger. Keine kann ohne die andere gelingen.

Solange wir ungeheilte Traumata mit uns herumtragen, sowohl individuell als auch im Kollektiv, als Volk, als Menschheit, sind wir verletzt und werden andere verletzen. Solange wir uns selbst ausbeuten und Raubbau mit uns treiben, werden wir auch die Natur ausbeuten. Solange wir als Gesellschaft unsere verletzlichsten Mitglieder ausbeuten und missbrauchen, werden wir auch unsere Umwelt, oder besser gesagt unsere Mitwelt ausbeuten. „Von welchem Seinszustand gehen wir aus, wenn wir andere Arten ausrotten, Böden und Meere zerstören und die Natur als Ressourcen-Lager für den maximierten kurzfristigen Gewinn behandeln?“, fragt Charles Eisenstein in seinem lesenswerten Buch.

Den Urschmerz betäuben

Die moderne Welt, angetrieben von einem Wahn des stetigen Wachstums, von einem Wahn der Überlegenheit der Technik, ist unterwegs in eine Sackgasse. Rechts und links ragen begrenzend hohe Wände auf, zementiert aus linkshirnigen Konzepten und Lösungsansätzen, die die derzeitigen Krisen, allem voran die Klimakrise, bewältigen sollen.

Der Versuch LEBEN auf Zahlen zu reduzieren ist von Ängsten getrieben. Kontrolle soll erlangt werden und so wird aus allem ein nunmehr quantitativer Wert herausgepresst. Dem qualitativen Wert, der geistig-seelischer Natur und daher unsichtbar ist, wird wenig bis keine Beachtung gezollt. Was ist ein Stück Boden, ein Stück Land wert? Ja, der Quadratmeterpreis variiert je nach Lage. Doch das, was dieses Stück Boden an Leben und Lebensqualität zu schenken vermag für Mensch, Tier und Flora, das kommt im quantitativen Messwahn zu kurz.

Wieviel Leben und Lebenswertes wird übersehen, wenn weltweit die Wälder gerodet, Feuchtgebiete trocken gelegt und die so wichtigen Ökosysteme vernichtet werden?
Warum fühlen wir nicht mehr, dass der Boden heilig ist, dass alles lebt und damit nicht in einen monetären Wert gemessen werden kann? Die Antwort liegt auf der Hand. Weil wir die Welt lediglich kognitiv wahrnehmen. Daher fühlen wir nicht, dass uns das Artensterben arm macht, dass es eine Verarmung des Lebens, des seelischen Lebens des Menschen ist.

Viele Menschen denken tagein und tagaus, und so sind von ihren Gefühlen weit entfernt. Sie fühlen weder sich selbst, ihren Körper, noch ihre Mitmenschen, ganz zu schwiegen von der Natur. Nicht mehr zu fühlen bedeutet, in einer geistig-seelischen Armut zu leben. Materiell gesehen sind wir reich, leben im Überfluss und sind dessen schon überdrüssig. Doch es herrscht eine geistig-seelische Armut.
Diese Armut bedeutet einen Mangel an Lebendigkeit, an Verbundenheit, Mangel an Empathie, an Achtung vor dem Leben, Mangel an Erfüllung, an Gesundheit, Mangel an Empfindungsvermögen, an ganzheitlicher Handlungskompetenz und vor allem einen Mangel an Bewusstheit.

Was hat uns in diese seelische Armut getrieben?

Begonnen hat diese Verarmung bereits vor vielen Jahrhunderten zu Zeiten des Rationalismus. Von da an wurde die Seele ignoriert, je geradezu wegrationalisiert. Seit die Maschinen ins Spiel gekommen sind, spitzte sich diese Verarmung immer mehr zu. Denn von da an, versuchte der Mensch seine verdrängten Bedürfnisse über die Einsparung von Zeit zu erfüllen, ohne dass dabei eine Rechnung aufgegangen wäre.
Goethes Faust hat dies bereits beschrieben. Der Zauberlehrling verliert die Kontrolle über seinen Zauber und weiß am Ende nicht mehr, wie er diesem wieder beikommen kann. Stattdessen wird er nun vom Takt der Maschinen und dem „höher-weiter-schneller“ des herrschenden Systems getrieben und ist nun dessen Sklave.
Viele der Lösungen, die im Bereich der Politik und Wirtschaft derzeit angestrebt werden, sind dazu angetan, das herrschende System am Leben zu halten. Anstatt tiefer zu gehen und sich wieder auf wahre Bedürfnisse zu besinnen, die hinter einem offensichtlichen Wunsch des „höher-weiter-schneller“ liegen.

Heilt der Mensch, heilt auch die Welt

Was ist es, was uns Menschen wirklich fehlt? Welche Grundbedürfnisse werden seit langer, langer Zeit nicht mehr erfüllt? Und wie und wohin haben wir unser Verlangen ersatzweise verlagert?
Der ständige Wunsch nach Wachstum im Sinne eines „höher-weiter-schneller“ ist aus einer eher patriarchalen Vorherrschaft entstanden. Bei diesem Wettbewerb wird auf einseitige Weise versucht ein Wachstum zu erzeugen. Doch tiefere, menschliche Bedürfnisse sind seelischer Natur. Da eine Seele quantitativ nicht erfasst werden kann, wird ihr Sein geleugnet und ihre Bedürfnisse werden nicht erfüllt. So verwundert es nicht, dass die psychosomatischen Krankheiten exponentiell steigen.

In uns allen haust – meist unbewusst – ein tiefsitzender Schmerz über das Gefühl des Getrennt-Seins von der Schöpfung. Und dieser Schmerz bohrt sich insbesondere in der modernen Zeit deutlicher ins Bewusstsein. Haben Generationen vor uns noch Stabilität und Zugehörigkeit in Familienverbänden gefunden, ist das in modernen Zeiten leider immer seltener der Fall. Viele Menschen geraten in eine Sinnkrise. Andere vereinsamen, fühlen sich verlassen.

Ein neues Bewusstsein der Verbundenheit

Als Mensch tragen wir tief in unserem Herzen eine Sehnsucht nach Verbundenheit, Gemeinschaft, Schönheit, Intimität und Heiligkeit. Stattdessen geben wir uns mit Ersatzhandlungen und Konsumorientierung ab. Davon wird eine Seele nicht satt, das Verlangen vergrößert sich nur. Und so schlittern viele in eine Sucht, die immer dann entsteht, wenn wahre Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden.

Solange wir uns jedoch selbst betäuben, egal in welcher Form von unerlaubten oder auch erlaubten Drogen, einem Übermaß an Arbeit, Sport, Sex, Fernsehen, Internet, soziale Medien und so weiter, werden wir weiterhin abstumpfen. Abstumpfen gegenüber dem Artensterben, der Umweltverschmutzung, der sozialen Ungerechtigkeit, dem Abholzen der Urwälder. Und nicht zuletzt stumpfen wir gegenüber uns selbst und unseren wahren Bedürfnissen ab. Auf diese Weise müssen wir diesen tiefsitzenden Schmerz in uns nicht fühlen. Stattdessen kompensieren wir, verdrängen das, was wir wirklich suchen und schaffen uns Ersatzerfüllung, ohne dadurch wirklich anhaltend erfüllt zu sein.

Lebendig und fühlend in Beziehung treten – zu uns selbst und zur Welt

Es geht um mehr, als um die Senkung von Treibhausgasen. Es gilt das alte Paradigma von einer getrennten Welt zu überwinden. Und stattdessen eine neue, lebendige Beziehung zur Schöpfung, zu den Elementarkräften, zur Erde und zum Meer und zu allen Lebewesen zu entwickeln. Dabei gilt es, diese Verbindung im Herzen zu fühlen anstatt sie nur zu denken.

Große Wasserkraftwerke, endlose Flächen von Solarkollektoren, Landschaften voll mit Windrädern und vor allem Biosprit-Plantagen schädigen die Ökosysteme, deren Raum sie einnehmen. Daher reicht es bei weitem nicht aus, lediglich auf erneuerbare Energien umzusteigen. Vielmehr müssen wir bei uns selbst anfangen und uns Fragen stellen, die uns in die Tiefe führen. Wie beispielsweise diese:

Wozu bin ich hier?
Was ist meine Aufgabe hier auf Erden?
Wozu ruft mich meine Seele?
Welche Rolle haben wir im großen Schöpfungsschauspiel als Menschheit?
Wovon träumt die Erde?
Was will durch uns neu geboren werden?
Und wie können wir dem Leben dienen?


Die aktuellen Krisen in der Welt, egal ob es sich dabei um das Klima, die Wirtschaft oder die Finanzen handelt, sind allesamt Krisen des Seins. Und so liegt es nahe, dass wir bei uns selbst beginnen – jeder einzelne bei sich.

Jeder Mensch hat die Fähigkeit und auch die Aufgabe, seine weiblichen und männlichen Kräfte – das Yin und das Yang – in sich selbst zu vereinen. Diese beiden Kräfte in ein inneres Gleichgewicht zu führen. Dies ist eine harmonische Vereinigung von Herz und Verstand, von Denken und Fühlen, Aktivität und Ruhe, von Geben und Nehmen. Auf diesem Weg finden wir wieder in eine tiefere Wahrheit und damit auch in eine authentische Form von Liebe. Männer und Frauen begegnen sich gleichwertig – auf Augenhöhe. Wir sehen und erfahren die Geschöpfe der Natur als lebendige Wesen und nehmen die Heiligkeit des Lebens wieder wahr – weil wir selbst heil sind.

Und am Ende ist es die Liebe, die heilt

Der Ausgleich der polaren Kräfte auf einer neuen Ebene ermöglicht die Gesundung des Menschen und zugleich des Planeten. Um dies zu erlangen, gilt es, die Seele wieder ins Leben zu integrieren und die Natur und ihre Geschöpfe als lebendige Wesen anzuerkennen. 
All das entspricht einem weiblichen Prinzip in der Schöpfung. Es geht um eine natürliche, weibliche Kraft, die jedem Menschen innewohnt. Es geht um die weiblichen Werte wie Verbundenheit und Liebe zum Leben, zu sich selbst, zu den Mitmenschen, zu allem Lebendigen und zur gesamten Schöpfung. Das ist es, was es braucht, damit die Menschheit die herrschenden Krisen überwindet, und gemeinsam in eine neue, lebenswertere Ära eintreten kann.

Dann wird sich auch das Zitat des Philosophen Pierre Teilhard de Chardin bewahrheiten:

„Nur die Liebe kann alle Menschen verbinden und zur Entfaltung führen. Denn die Liebe ermöglicht ihnen das Miteinander dessen, was sie im tiefsten Inneren sind.
Wir brauchen uns lediglich vorzustellen, dass wir unsere Liebesfähigkeit soweit entwickeln, dass sie alle Menschen und die gesamte Erde einschließt.“

 

2 Responses

  1. Anna
    Geld, das größte Übel der Welt!

    Danke für diesen Artikel, sehr schön formuliert. Dabei ist mir der Gedanke gekommen, dass das Urübel von Allem das Geld ist. Es versklavt uns Menschen, es verleiht den Dunklen die Macht, es macht uns arm! Ohne Geld sind wir ein Nichts, so ist unser System seit Jahrhunderten aufgebaut! Geld trennt und fördert das Ego. Meine Hoffnung besteht darin, dass wir jetzt, wo die Erde in der 5. Dimension ist, endlich von diesem Übel befreit werden!

    Antworten
  2. Ralf Ruszynski
    Eine neue Erde

    Viele Menschen fragen sich, was das ZIEL in ihrem Leben ist. Wäre es nicht spannend mal zu fragen, was das Ziel der Intelligenz ist, die den Menschen erst erschaffen hat?

    Die Antwort dürfte sehr einfach sein, wenn man die Wunder und Vielfalt der Schöpfung betrachtet.
    Frieden, das Paradies auf Erden und Fülle ist der ursprüngliche Plan. Dazu kommt noch die Entwicklung vom Einzeller zum Menschen. Es macht kein Sinn, dass diese Entwicklung am 17.01.2020 endet, wenn man die Vergangenheit betrachtet.

    Daraus ergibt sich, was die einzige AUFGABE des Menschen ist: Die Bewahrung der Schöpfung.
    Alles andere wurde/ wird uns geschenkt. Wir haben die Wahl.

    Zu den Erneuerbaren Energien:
    Wir hatten 2013 ein Gesamtenergieverbrauch von 30.000 kWh für Strom, Warmwasser, Heizung und Benzin. Heute sind es noch 4.500 kWh. Dafür erzeugen wir aber 8.500 kWh mit unserer PV-Anlage auf dem Dach.

    Was ist das Entscheidende?
    Unsere innerer und äußere Energiewende hat 0,00 € gekostet! Die PV-Anlage, Wärmepumpe, LED Beleuchtung, den neuen Kühlschrank, das E-Auto. Alles haben wir zu 100 % geschenkt bekommen!
    Das ist insbesondere für Männer sehr schwer zu verkraften, die es gewohnt sind schwer und hart zu arbeiten. Vielmehr ging es darum zu lernen „Danke“ zu sagen.

    Die Sonne schickt halt keine Rechnung.
    Von Anfang an war Fülle.

    Statt Benzin aus dem Golf von Mexiko mit einem Wirkungsgrad von 20 % mit hochgiftigen Abgasen zu verbrennen, tanken wir jetzt kostenlose Sonne vom Hausdach. Das E-Auto hat ein Wirkungsgrad von 98%.

    Das Gleiche mit Warmwasser. Früher Gas aus Russland, heute PV Strom und Wärmepumpe. Usw….

    Ab 2021 sind autonom fahrende Fahrzeuge ohne Lenkrad in Deutschland erlaubt. In Wuppertal gibt es derzeit 200.000 Autos. Die gleiche Mobilitätsleistung lässt sich mit 20.000 Mobilen herstellen. Statt Autos zu besitzen, werden wir nur noch mobil sein. Alle Parkplätze werden zu Grünflächen und Radwegen.

    Das Paradies auf Erden ist keine Vision!
    Es ist der nächste Schritt vor dem wir stehen.

    „Glaubt nur ihr habt es schon erhalten,
    und es wird euch zu Teil“

    In diesem Sinne uns Allen ein gutes Erwachen.

    „Nicht an ihren Worten wirst Du sie erkennen“
    ❤️🦋🌍❤️

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