Ellen Weinert erzählt ihren ganz persönlichen Weg, auf dem Weg zur Selbstständigkeit mit Geldsorgen umzugehen…

Die Wege, die mich bis zur eigenen Praxis geführt haben, wirkten immer irgendwie verschlungen. Ich wollte Schneiderin werden, landete aber in der Uhrmacher-Ausbildungs- Klasse. Durch die Wende verschlug es mich in eine zweite Lehre zur Bankkauffrau. Dann war ich Kundenberaterin, Online-Redakteurin, Buchhalterin – und nie war es so wirklich richtig. Erst die Ausbildung zur Heilpraktikerin war das, was wirklich ICH wollte, und nicht mehr etwas, das mein Umfeld in mir sah oder von mir erwartete. Mit der Selbständigkeit erkannte ich dann, dass diese lange von mir als hinderlich erlebten Verschlingungen etwas Gutes hatten. Ich konnte mit Finanzen umgehen, schwierige Systeme überblicken, eine eigene Homepage gestalten und vieles andere mehr. Diese eigene Homepage wurde ziemlich übel gehackt. Mein Provider bot mir keine Unterstützung, sondern verdammte mich zusätzlich als böse Person, die Viren ins Internet schleust. Seltsamerweise war ich nicht wütend oder enttäuscht.

Ich erlebte die Situation eher aus der Warte, dass wohl ein nächster größerer Schritt anstand und es daher aus mehreren Gründen angezeigt war, einen neuen Provider zu suchen und eine neue Seite zu erschaffen. Ärmel aufgekrempelt und frisch ans Werk. Da meine Engels-Essenzen gerade geboren worden waren, sollte an die neue Website ein Shop angegliedert werden, und das musste professionell programmiert werden. Ich bezahlte einen Webmaster für ein Gesamtprodukt und brachte mit einigen Anstrengungen die 2.000 Euro auf, die dafür nötig waren. Schnell stellte sich heraus, dass ich zu klein geplant hatte. Die Umbauarbeiten an der Homepage vergab ich an ein anderes Unternehmen, da sich der erste Webmaster gerade beruflich neu orientierte. Wir besprachen, was die überarbeitete Homepage können müsste, und sie wurde tatsächlich so, dass ich sie dann auch leicht bedienen und nutzen konnte.

Allerdings waren dafür mehr als die dreifachen Arbeitsstunden nötig. Das war nicht absehbar gewesen. So saß ich plötzlich vor einer Rechnung über 4.500 Euro und wusste beim besten Willen nicht, wie ich das bezahlen sollte.

Zahlungsziel verpasst

Ich war noch nie eine Rechnung schuldig geblieben. Die Arbeitsleistung der Agentur herunterzuhandeln, kam auch nicht infrage, denn die hatten tolle Arbeit geleistet. Aber das Geld konnte ich auch nicht auftreiben. In einem endlosen Strudel von Gedanken, was alles NICHT funktionieren würde, was ich alles NICHT wollte und was ich NICHT konnte, ging ich zwei oder drei Wochen durch eine regelrechte Depression. Inzwischen war das Zahlungsziel der Rechnung längst überschritten. Interessanterweise war es ganz leicht, gute Behandlungen zu geben und auf der neu gestalteten Internetseite gute Blogbeiträge zu schreiben. Meine Kreativität und Schaffenskraft war also intakt.

Aber Geld konnte ich nicht erschaffen und meine Scham, die Arbeitsleitung nicht entlohnen zu können, steigerte sich mit jedem Tag, den ich verstreichen ließ. Das Gefühl der Machtlosigkeit war so umfassend, dass mich erst die freundliche Nachfrage der Agentur aus meiner Starre reißen konnte. Ob ich übersehen hätte, den offenen Betrag zu überweisen?

Nein! Im Gegenteil. Aber wie in drei Gottes Namen sollte ich das lösen? Ich überwies alles, was sich auf meinen beiden Konten zusammen als Guthaben befand – 900 Euro. In fünf Tagen würden die Miete für die Praxis und die Betriebskosten zu Hause fällig – und dann? Wenn ich FÜNF Mal meine Konten räumen könnte, wäre ich wieder frei. Dafür müsste ich fünf Mal Miete und Hauskosten schuldig bleiben. Ich hätte also drei Gläubiger. Drei Instanzen oder Personen, denen ich etwas schulde. Die etwas von mir wollen würden, was ich ihnen nicht geben konnte.

Bitte ein Lottogewinn

Die Ratenzahlung stürzte mich also in neue unangenehme Gefühlswelten. Ich bat verzweifelt um einen Lottogewinn, traute mich aber gar nicht, einen Tippschein zu kaufen. Mehr Klienten, mehr Shop- oder Buchverkäufe? Sie blieben aus. Die Praxis lief mehr oder weniger „normal“ wie immer. Mehr Werbung? Kein Geld für neue Flyer. Woanders einen Hilfsjob machen? Dazu blieb gar keine Zeit, wenn ich nicht auch noch die Praxisorganisation schleifen lassen wollte. Meine Eltern fragen? Zu peinlich! Durchbeißen – das war schon immer meine Devise – auch dann, wenn es nichts mehr zu beißen gab. Ich sparte am Essen und drehte die Heizung runter. Der Gedanke an ein neues Sommerkleid? Verboten!

Am Ersten des Monats waren beide Konten erwartungsgemäß mit den vollen monatlichen Beträgen im Minus. Sobald es warm genug war, fuhr ich mit dem Fahrrad zur Praxis. Tanken fiel aus. Wie nicht anders zu erwarten, meldete sich die Agentur mit der Frage, ob etwas nicht stimme – der überwiesene Betrag entspricht ja nicht dem Rechnungsbetrag. Die heiße Scham kroch meinen Rücken hinauf bis in meinen Kopf und mit Wasser in den Augen schrieb ich eine lange Mail. Dass es mir leid tut, dass ich die Leistung anerkenne, aber nicht genug Geld habe. Eine neue Welle Scham ergriff mich, als mir klar wurde, dass die denken könnten, ich habe mir absichtlich Leistungen erschlichen, die ich nie vorgehabt hatte zu bezahlen? Oh Gott! Der Rest der Mail ist Gestammel… Die Antwort der Agentur war freundlich.

Eine Ratenzahlung wäre in Ordnung, aber es solle sich dann der gesamte Vorgang bitte nicht über ein Jahr hinziehen. Man plane natürlich mit dem Geld der Kunden die eigenen Ausgaben. Oh nein! Ich kenne die Leute persönlich – und gerade weil sie herzlich und liebenswert sind, haben sie den Auftrag von mir bekommen. Wenn ich nicht zahle, kann der Agenturchef mit seiner Frau und seinem kleinen, chronisch kranken Sohn den langersehnten Urlaub vielleicht nicht antreten. Schuld und Scham überwältigen mich fast.

Ausgaben streichen

Inzwischen gehe ich mit schlechtem Gewissen einkaufen. War ich vorher verschwenderisch? Ich stelle so viele Dinge infrage. Wenn ich einmal in der Woche ein Käntchen Brot für zu hart befunden habe und es im Wald an die Tiere verfüttert habe – ist das Verschwendung? Oder wenn ich ein Glas Nussmus kaufe, das nicht aus amerikanischen Erdnüssen, sondern italienischen Mandeln ist – ist das Verschwendung? Oder wenn ich einen ganzen Löffel davon nasche, anstatt es dünn aufs Brot zu streichen? Langsam werde ich paranoid. Am Ende des nächsten Monats kann ich keine 900 Euro zusammenkratzen. Ich könnte noch zehn Tage warten und wenigstens 500 erübrigen. Die einzige Alternative wäre, alles schuldig zu bleiben. Mist! Nach acht Tagen kann ich 500 Euro überweisen. Meine Kinder bekommen Unterhalt von mir und studieren fleißig – denen kann ich nichts kürzen. Wo gibt es noch Sparmöglichkeiten in meinem Leben?

Ich könnte die gesamte gesunde Ernährung aufgeben – sicher kann man viel billigeres Essen kaufen –, nur würde es mich nicht nähren. Telefonkosten? Betriebskosten? Versicherungen? Kfz? Ich schreibe Zettel, rechne und verwerfe. Der Kontopegel bleibt unter Null. Ein vollbesuchtes Wochenendseminar mit lauter Vorauszahlern rettet mich am Ende des dritten Monats. Doch als das Seminar dann drei Wochen später stattfindet, kommt natürlich kein neues Geld in die Kasse, da es bereits ausgegeben ist. Verdammt! Jetzt bin ich zum ersten Mal wütend und in kämpferischer Stimmung. Eine tolle Abwechslung zu Scham und Schande. Das bringt mich auf die Idee, dass es eventuell ein paar Glaubenssätze aufzulösen gibt. Erst finde ich nicht viel. Zum Thema Wohlstand, Fülle und Erfolg hatte ich bereits Seminare gegeben! Wieso wirkt es also nicht?

„Es wirkt nicht“ ist der erste Glaubenssatz, den ich auflöse. Danach finde ich „Ich kann nicht genug schaffen.“ „Was ich tue, ist doch nichts (wert).“ „Ich habe etwas übersehen.“ „Ich tauge nichts.“ „Ich bin unehrlich.“ „Man hält mich für eine Lügnerin.“ „Ich kann es wohl nicht besser verdient haben – sonst wäre es ja anders.“ Lauter so destruktiver Kram.

Gedankenmuster auflösen

Ich löse tagein tagaus diverse fixe Ideen und hinderliche Gedankenmuster auf. Am Ende des Monats habe ich 500 Euro, die ich überweisen kann, ohne dass die Konten tiefer abrutschen als zuvor. Im folgenden Monat verlangt das Finanzamt eine unerwartete Vorauszahlung und der Steuerberater bekommt noch eine dreistellige Abrechnungssumme für das Vorjahr. NEIIIINNNN! Auf ein Neues! Was ist immer noch unerlöst? „Ich darf andere nicht um Hilfe bitten“, „In meinem Leben kann nichts einfach gehen“, „Wenn ich da nicht durchkomme, habe ich es auch nicht verdient“, „Meine Verschwendungssucht (Mandelmus!) stürzt mich ins Verderben“.

Mir ist schon aufgefallen, dass die Absolutheit und die Strenge meiner Überzeugungen nicht so ganz mit meinem Lebensstil und den finanziellen Tatsachen harmonieren, und dennoch denke ich das alles über mich – und das ist wenig hilfreich. Aus einer liebevollen Eingebung heraus schenken meine Eltern uns Kindern jeweils 1.000 Euro. Damit kann ich Finanzamt, Steuerberater und weitere 500 Euro an die Agentur zahlen. Ich bin erleichtert, aber richtige Freude geht anders. Noch immer bin ich mehr als die Hälfte des Geldes schuldig. Schön verteilt auf Bank und Agentur. Es müssen andere Methoden her – meine Gedanken gehen schon so sehr im Kreis, dass ich auch die Glaubenssätze nicht mehr erkennen kann, die dahinter stecken.

Meine Freundin macht eine Emotion-Code-Session mit mir. Meine innere Zwanghaftigkeit und das permanente Gefühl, bestraft werden zu müssen, lösen sich auf. Direkt im Anschluss an die Sitzung kommt eine Shop-Bestellung. Puuh! Vielleicht geht ja doch noch was? Nicht wirklich. Ah, da ist noch ein Irrglaube versteckt: „Es kann nicht besser werden.“

Schlechtes Gewissen

Rein rechnerisch ist der nächste Monat nicht besser als die Monate zuvor, aber es stellt sich ein neues Gefühl ein. Ich tue mein Bestes – mehr kann ich nicht tun. Zufriedenheit ist das noch nicht, aber es ist auch einen guten Meter weg vom Schuldigsein. Ich kaufe mir für zwölf (!) Euro eine Sommerbluse und halte dem schlechten Gewissen sofort entgegen, dass das aus dem Tragen der neuen Bluse resultierende Wohlgefühl einen sehr wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung meiner Schaffenskraft und Motivation darstellt und daher für meinen Selbsterhalt unerlässlich ist. Ohne diese innere Diskussion geht es noch nicht. Aber immerhin. In den darauffolgenden zwei Monaten flauen die negativen Gefühle weiter ab und ich frage mich bestürzt, ob ich nun gleichgültig geworden bin.

Die neue Liga der wird gnadenlos von mir ins Licht geschickt. Mir dämmert so langsam, dass ich ALLE Glaubenssätze zusammenfassen kann unter dem Stichwort „Ich bin falsch (und daher wertlos).“ Das Auflösen dieses Glaubenssatzes führt zu einer neuen Sicht auf meine Arbeit. Ich arbeite gut, intensiv, ehrlich, oft und lange. Boah! An dem, was ich tue, ist gar nichts falsch! Der Monat endet mit einer Überweisung von 500 Euro und einem Minus beider Konten. OHNE dass ich mich dafür verdamme. Kurz darauf stelle ich ganz sachlich fest, dass ich regelmäßig ein stimmiges Einkommen habe, dennoch fließt alles Geld schneller wieder weg, als ich gucken kann. Sind denn meine Verpflichtungen zu hoch? Ich rechne und notiere. Da ist alles stimmig.

Für die Agentur sind noch 600 Euro offen, die meine Konten zwar strapazieren, aber der Betrag unterhalb von Null ist nur noch halb so groß. Wurde auch Zeit. Ich bin bei der Agentur wieder schuldenfrei!!!

Kein Weg in die Fülle

Mir kommt in den Sinn, eine Aufstellung zu machen. Und weil ich nicht warten will, mache ich die selbst bei mir in der Praxis. Ausgaben und Einnahmen und Bedürfnisse/Pläne bekommen stellvertretende Platzhalter. Ich räume ein wenig um und auf, bis alles miteinander im Fluss ist. Wenn ich jedoch in die Fülle hinein gehen möchte, zieht mich etwas ruck – artig davon weg. Ich stolpere sogar, weil der Zug so heftig ist. Hinter mir habe ich gar nichts aufgestellt! Was ist das da hinter mir, was mich von der Fülle wegzieht? Langsam taste ich mich an die Stelle heran, wo etwas gesehen werden will. Als ich die Stelle gefunden habe und sie mit einem Kissen versehe, kommen plötzlich schreckliche Bilder auf. Missbrauch.

Und ich dachte, diesen Teil meines Lebens hätte ich mit x verschiedenen Methoden und in x Zusammenhängen fertig aufgelöst! Als sich meine Verwirrung und mein Schock langsam legen, mache ich Vergebungsarbeit. Danach löst sich ein krampfhafter Schmerz aus meiner Brust und ich kann tatsächlich in die Fülle gehen. Zwischen all diese Stellvertreter-Kissen! Yeah. Als ich einige Wochen später zum ersten Mal mehr Geld auf meinem Konto habe als offene Verpflichtungen in den nächsten 14 Tagen, bin ich orientierungslos. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, dass das zur Verfügung stehende Geld direkt gebraucht und verbraucht wird, dass mir dieser Überschuss (300 Euro!) geradezu fremd vorkommt. Der erste Impuls ist es, das Geld vom Konto zu holen, damit es nicht „weg“ kommt. Dann muss ich lachen und erinnere mich, dass ich mir ja einen Lottogewinn gewünscht habe – ich wüsste aber im Moment gar nichts damit anzufangen… Die Fülle hat scheinbar auch Glaubenssätze – so wie die Leere.

Das Ende einer Odyssee

Doch dieses Gefühl, den Lottogewinn nicht mehr zu brauchen, macht mich sehr frei. Wenn ich in mich reinhorche, wünsche ich ihn mir nicht mal mehr. Der innere Ort, an dem vorher der Gewinn-Wunsch war, ist frei. Das eigent – liche Bedürfnis war „Hilfe zu bekommen“. Das ist mir erst hinterher bewusst geworden. Aus meiner neuen Perspektive kann ich auch sehen, dass ich Hilfe bekommen habe. Die Web-Agentur und die Bank haben mich mit all meinen inneren Konflikten ausgehalten. Sie haben mich getragen und unterstützt. Dabei hatte die Bank sicher eine ganz andere Motivation als mein Webmaster. Dennoch! Obwohl jemand an meinem Dispokredit gut verdient hat, fühle ich keinen Groll. Im Gegenteil. Ich bin sehr glücklich, dass mir diese Möglichkeit zur Verfügung gestanden hat, um mein Geldsorgen-Spiel zu pokern. Jetzt stehe ich einen Meter vom Spieltisch entfernt und bin definitiv ein glücklicher Mensch. Nicht weil ich Geld auf dem Konto habe, sondern weil ich etwas erfahren habe: „Auch dann, wenn es nicht so aussieht, wird dir geholfen.“ DANKE

Nächste Termine
Die Energieschlüssel der Göttin Hathor – Januar 2019
Heilreise deines Herzens (Retreat auf Madeira) – März 2019
Heilreise deiner Seele (Retreat am Gardasee) – September 2019

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