Aus dem alten Hawaii kommt ein tiefes und wirksames Ritual, das karmisches Gleichgewicht und Heilung durch Verbebung und Aussöhnung schenkt. Ho´oponopono – das Ritual der Vergebung, das dem Wohle aller dient.

von Martina Pahr

Die Geschichte des Ho´oponopono

Viele Völker im Südpazifik glaubten daran, dass wir Krankheiten – und in der Konsequenz auch Anliegen in anderen Lebensbereichen – durch falsches Verhalten selbst verursachen. Erkrankte jemand oder „hing Haussegen schief“, wurden Rituale zur Aussöhnung und Vergebung durchgeführt. Das Bekannteste seiner Art stammt aus dem indigenen Hawaii: Ho’oponopono, was sich locker übersetzen lässt als „eine Handlung in Ordnung bringen.“ Die Gelehrte Mary Kawena Pukui definierte es als „geistige Reinigung [im Rahmen einer Familienkonferenz], in der zwischenmenschliche Beziehungen durch Gebet, Aussprache, Schuldbekenntnis, Reue und gegenseitige Vergebung wieder hergestellt werden.“ So befreite man sich – oft mit Hilfe eines Mediators – in zeremonieller Form von negativen Energien. Manche Familien trafen sich regelmäßig, um Problemen vorzubeugen, andere bei akutem Bedarf. Dadurch, dass Fehler offen gelegt, bereut und verziehen wurden, erhielt sich die Gemeinschaft ihren inneren Frieden und Stabilität. Ho´oponopono: das Ritual der Vergebung, das dem Wohle aller dient.

Die in Hawaii sehr geschätzte Kräuterheilerin und Seherin Morrnah Simonea, mit Ho’oponopono von Kindesbeinen an in der Praxis vertraut, adaptierte das traditionelle Verfahren Mitte der 1970er Jahre. Sie überarbeitete es, bis es 1991 in seiner endgültigen Form als „universale“ Version vorlag. Dies bedeutet, dass es jeder Mensch, unabhängig von Religionszugehörigkeit, selbst anwenden kann. Keiner der Beteiligten muss körperlich anwesend sein und weder Priester noch Heiler sind nötig, um das Ritual zu vollziehen.

In der universalen Version werden die Probleme durch den Segen (Mana) des „Göttlichen Schöpfers“ zum Wohle aller Beteiligten gelöst. Unerwünschte Bindungen, die durch negative Handlungen entstehen (aka-Schnüre), werden „zerschnitten“, ohne dass dadurch neues Ungleichgewicht entsteht. Die Ursachen aktueller Probleme, selbst wenn sie in einem früheren Leben liegen, werden gelösch. Das bedeutet nicht, dass man die Erinnerung daran verliert; wohl aber deren energetische Auswirkung, das Karma.

Wie Ho´oponopono wirkt

Morrnahs Schüler (allerdings nicht erklärter Nachfolger) Dr. Stanley Hew Len veränderte die 14 Schritte. Er fügte auch das das vierteilige Mantra hinzu, das durch Dr. Joe Vitale heute sehr bekannt ist, obwohl es nicht aus der traditionellen Zeremonie stammt: „Es tut mir leid. Bitte verzeihe mir. Danke. Ich liebe dich.“ Viele Kritiker sehen in ihm eine reine Autosuggestion, die durchaus beruhigende Wirkung hat, sich darin allerdings erschöpft. Wenn das ursprüngliche Ritual zudem mit diversen anderen Methoden und Heilansätzen vermischt wird, wie es vielerorts gemacht wird, verliert es an kraftvoller Wirkung. In diesem Artikel wird deshalb die ursprüngliche Methode nach Morrnah Simonea dargestellt.

Ho’oponopono stammt übrigens nicht aus dem „Huna“, der neoschamanischen Lehre von Max Freedom Long, der sich damit auf hawaiianische Traditionen berief. Es ist keine Manifestationstechnik zum Erfüllen materieller Wünsche und kein „Ruck-Zuck-Ritual“, das man mal eben bei Bedarf anwendet. Vielmehr ist es eine Philosophie, die uns dazu einlädt, Anliegen und Probleme aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Was uns einen hohen Gewinn bringen kann: Erfolg, Frieden im Innern und dem Umfeld, Ausgeglichenheit, Stressbewältigung. Toleranz, Verständnis, erfüllte Beziehungen und letztendlich Glück. Es ermöglicht, sich von allem Belastenden zu reinigen und wieder ins karmische Gleichgewicht zu bringen. Ob es sich nun um Schulden, körperliche Beschwerden, Probleme im Beruf oder mit den Nachbarn handelt. Ho´oponopono ist ein tief wirksames Ritual der Vergebung.

Wirkende Bewusstseinsaspekte des Ho´oponopono

Nach dem Verständnis des Ho’oponopono sind wir die Schöpfer unserer Lebensumstände – im Guten wie auch im Schlechten. Egoistische Bitten erreichen die Göttliche Schöpfung nicht; wohl aber Bitten, die dem Wohle aller dienen. Der Autor und Praktizierende Michael Micklei erlernte das Ritual bei Morrnah Simeona selbst. In seinem Buch „Die Krönung des Bewusstseins“ stellt er nicht nur das Ritual vor. Er veranschaulicht den Kontext der zugrundeliegenden, komplexen Weltanschauung bis hin zur Evolution des Bewusstseins sowie der Zeit zwischen Tod und Wiedergeburt.

Unser physischer (zellulärer) Körper besteht auch aus einem unsichtbaren Teil, den nur hellsichtige Menschen wahrnehmen: der Ätherkörper, sein elektromagnetisches Duplikat, in dem die Chakren sitzen. Auch Pflanzen, Tiere, sogar Gegenstände besitzen einen Ätherkörper. Es gibt drei Bewusstseinsaspekte, die in der Theosophie den Begriffen von höheren, mittleren und niederem Selbst entsprechen. Das kausale Selbst, Sitz der Ideale und Tugenden („Innerer Vater“). Das mentale Selbst, das Denken („Innere Mutter“). Und das astrale Selbst, das Gefühle und Emotionen beheimatet („Inneres Kind“).

Diese „Innere Familie“ sind Werkzeuge, derer sich die Seele bedient. Damit wird im Ho’oponopono gearbeitet. Der verborgene Sinn des Lebens besteht darin, „dessen grenzenlose Fülle zu erfahren“. Wobei das astrale Selbst die Daseinsfreude, das mentale Selbst die Achtsamkeit und das kausale Selbst die Weisheit beisteuern. Im Idealfalls sind die Aspekte aller Selbste im Gleichgewicht und mit der Göttlichen Schöpfung, dem „Ultura-Bewusstsein“, verbunden. Dort, wo es nicht so ist, wird dieses Gleichgewicht hergestellt. Durch das Vergebungsritual Ho’oponopono, das Zeit, Selbstreflektion und Aufrichtigkeit von denen fordert, die es durchführen.

Vergebungsarbeit der Inneren Familie

In seiner Grundstufe besteht das Ritual aus 14 Schritten, einer 20-minütigen Gebets- und Atmungsrunde (die HA-Atmung) und einem Fragebogen. Dieser wird vorbereitend ausgefüllt und führt auf, welche Probleme bestehen. Das Ho’oponopono, das an einem ungestörten Platz und ohne Zeitdruck durchgeführt wird, beginnt durch eine Willensentscheidung der Inneren Mutter. Das Innere Kind sucht nach den Ursachen der Probleme im Unterbewusstsein, wo sich auch das karmische Gedächtnis befindet. Das Gefundene reicht es an den Inneren Vater weiter, der diese Probleme auf die wesentlichen Punkte fokussiert. Sie stehen nicht isoliert, sondern sind „Problem-Netzwerke“, die miteinander verbunden sind. Diese legt der Vater der Göttlichen Schöpfung vor, die die „geistige Reinigung“ durchführ. Diese löst die negativen Begleiterscheinungen des zugrundeliegenden Fehlverhaltens bei allen Beteiligten auf.

Wesentliche Bestandteile der 14 Schritte sind die Verbindung mit der Inneren Familie, das Bereuen der Taten, die Bitte um die Befreiung von Problemen und die gegenseitige Vergebung, der in der „Umwandlung in Reines Licht“ entsprochen wird. Zum Schluss wird allen Kräften und Wesen gedankt, die beim Ritual geholfen haben.

Ho´oponopono – ein Geschenk an uns Menschen

Auch wenn es auf den ersten Blick aufwändig erscheint, ist das Ho’oponopono kein schwieriges Ritual, das spezielle Fertigkeiten voraussetzt. Micklei bezeichnet es als „Geschenk für die Menschen“, weil es wirklich von jedem ohne Weiteres durchgeführt werden kann. Es ist kein spirituelles „Fast Food“, das schnell konsumiert werden kann und nur an der Oberfläche kratzt. Um die segensreichen Wirkungen in der ganzen Fülle zu ernten, muss man sich ihm mit Hingabe und Achtsamkeit widmen. Und lernen, die dem Ritual inneliegende Eigenverantwortung anzunehmen. Wir sind nicht Opfer unserer Lebensumstände, sondern Schöpfer*Innen, und darum auch in der Lage, ein Gleichgewicht – stets zum Wohle aller – wiederherzustellen. Ho´oponopono: das Ritual der Vergebung.

Inspiration & Information:

Michael Micklei: „Die Krönung des Bewusstseins“, Micklei Media

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