Das bedingungslose Grundeinkommen zur Deckung der Grundversorgung an Lebensmitteln, Energie und Wohnraum scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

von Aman

Das indische Bundesland Sikkim will ab 2022 das Grundeinkommen in einem Großversuch mit allen 600.000 Einwohnern erproben. Zahlreiche andere Testläufe sind bereits weltweit als Sozialexperiment durchgeführt worden, um die Auswirkungen auf Mensch und Arbeitsmarkt zu erforschen. Immer mehr neue Projekte werden aufgelegt. Auch in Deutschland vergibt zum Beispiel der Verein „Mein Grundeinkommen“ per Los ein Jahr lang eine monatliche Grundzahlung von 1000 Euro, sobald die Summe von 12.000 Euro durch Spenden eingesammelt wurde. Alle bisherigen Projekte haben miteinander gemein, dass sie nur in kleinem Maßstab und mit wenig Teilnehmern stattfanden bzw. stattfinden und die Regeln des aktuell bestehenden Geld- und Wirtschaftssystems nicht verlassen.

Das heißt, die monatlichen Zahlungen werden durch Steuermittel, Spenden, Stiftungsgelder oder durch freiwillige Umverteilung z.B. „Mein Grundeinkommen e.V., finanziert. Diese Geldtransfers speisen sich im Endeffekt aus den Quellen eines noch dominierenden Geld- und Wirtschaftssystems, das auf den Pfeilern des Wachstumszwanges und der Geldvermehrung aus Geldschöpfung und Zins basiert – mit allen bekannten negativen Folgen für die Zukunft der menschlichen Lebensgrundlagen auf diesem Planeten. Ein Grundeinkommen auf der Basis des weiteren Gelddruckens bzw. Geldschöpfens kann daher nicht im Sinne der Menschheit sein. Als Alternative sind die durch Mining in Rechenzentren geschöpften Kryptowährungen, allen voran das Bitcoin, als verlockende Finanzierungsquelle kommender Grundeinkommen in der Diskussion.

Wenig Beachtung findet dabei, dass sie gravierend die Umweltbelastung verschärfen, da sie zur Herstellung gigantische Mengen an Strom benötigen. Darüber hinaus verlängern gerade Kryptowährungen, wenn diese im Tausch gegen konventionelle Währungen wie Dollar oder Euro erworben werden, unnötig die Lebenszeit unseres maroden Geldsystems. Konventionelle, inflationäre Währungen werden aus dem Geldumlaufsystem abgeschöpft und durch Tausch in eine vermeintlich sichere Anlageform, die Kryptowährungen, transferiert. Kryptowährungen dienen somit als weiteres Auffangbecken einer überlaufenden Geldmenge, die keine Anlagemöglichkeit im klassischen Sinne, wie zum Beispiel Aktien oder Immobilien, mehr findet.

Unter diesem Aspekt war die Ankündigung von Facebook, eine eigene Kryptowährung, den „Libra“ aufzulegen, als ein genialer Schachzug der Geldwirschaft zu sehen, denn der „Libra“ sollte im Gegensatz zu Bitcoin & Co dadurch sicher sein, dass er durch eine Reserve gedeckt wird, die aus „sicheren“ Bankeinlagen und kurzlaufenden Staatsanleihen besteht. Was für ein Fake in Zeiten schleichender Geldentwertung.

Die nächste Stufe auf dem Weg zum bedingungslosen Grundeinkommen

Die nächste Stufe zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens muss unterschiedliche Systeme der Finanzierungsart installieren, die vor allem im Wettbewerb zueinander um den größtmöglichen Gewinn für das Ökosystem Erde stehen.

Das bedingungslose Grundeinkommen und seine Finanzierungsquelle muss funktionieren wie das Wachstum eines Baumes. Ein Baum entzieht durch Fotosynthese der Atmosphäre Kohlendioxid und wandelt ihn in Sauerstoff, Kohlenstoff und Zucker um. Der Baum wächst und befruchtet seine Umgebung, indem er das überschüssige Kohlendioxid in Form von Kohlenstoff im Baumstamm einlagert und Humus im Boden bildet. Dabei helfen ihm die Sonne und die Pilze und Mikroorganismen im Boden.

Das Beispiel des Baumes, wie er lebt und wächst, lässt sich auf den Übergang von einem destruktiven Geld- und Wirtschaftssystem hin zu einer klima- und lebensfreundlichen Kreislaufwirtschaft, ohne Abfall und Umweltverschmutzung übertragen.

Sinnbildlich könnte dies so beschrieben werden:

– Der Klimawandel, die Umweltbelastung und die „alte Geldwelt“ ( Kohlendioxid ) sind der „Rohstoff“ für den Umwandlungsprozess ( Fotosynthese ).

– Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen ( Sauerstoff ) wird Lebenszeit ( Zucker ) frei, die bisher durch sinnfreie Arbeit vergeudet wurde.

Diese freigewordene Lebenszeit „investiert“ der Mensch in sinnstiftende Tätigkeiten, die den Wandel zu einer lebensbejahenden und naturverbundenen Gesellschaft möglich machen. Statt das auf absehbare Zeit sterbende Geldsystem weiter durchzupäppeln, wird das überschüssige Geld in den überlebenswichtigen Klimaschutz fließen. Diese Notwendigkeit des Geldtransfers aus den großen Vermögen in eine regenerative Energieversorgung, in Wiederbewaldung und Wüstenbegrünung und damit in den Erhalt unserer Lebensgrundlagen, kann durch die Marktmacht der Konsumenten und derjenigen, die es noch werden sollen (Fridays for Future?) eingefordert werden.

Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit definitiv keine lohnenswertere Anlage als die Investition in diese Basic Assets (das Grundvermögen der Menschheit). So wie der Baum seine Existenz und sein Wachstum der Sonne verdankt, so sind wir Menschen am nun erkennbaren Scheideweg zwischen Bleiben und Weichen aufgefordert, dieses jahrtausendalte Prinzip der Existenzsicherung, mit der Natur zu leben, statt gegen sie, wiederzuentdecken.

 

Es gibt nur eine Instanz, die in der Lage wäre, das bedingungslose Grundeinkommen zu garantieren

Trotz aller Diskussionen und gut gemeinter Vorschläge zur Finanzierung dieser Existenzsicherung, gibt es realistisch betrachtet nur eine Instanz, die in der Lage wäre, die Menschheit weltweit mit einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle zu versorgen.

Diese Instanz hat sich bereits seit vielen Jahrtausenden in der Grundversorgung bewährt. Es ist die Sonne.

Die Energieversorgung der Menschheit umfassend auf die Sonne umzustellen und die Erlöse daraus für die Bereitstellung eines bedingungslosen Grundeinkommens einzusetzen, wäre ein erster machbarer Schritt. Die Sonne ist schließlich – ohne Ausnahme – für alle da. Über 300.000 Stromanschlüsse wurden letztes Jahr aufgrund nicht bezahlbarer Stromrechnungen bei Alleinerziehenden, Arbeitslosen und Rentnern abgeschaltet. In Deutschland. Ein bedingungsloses Grundeinkommen zu einem Teil in Form eines monatlichen Grundbedarfs an Strom bereitzustellen, kann da ein Anfang sein.

Ein Beispiel: Ab dem Jahr 2021 beginnen die ersten Windkraftanlagen (Wind ist Sonnenenergie) aus der EEG-Förderung zu fallen und werden damit für die Investoren der ersten Stunde zu einem Problem. Dies betrifft zirka 1.900 Anlagen allein in Brandenburg. Dies könnte die Chance sein, brauchbare Windräder, die durchaus noch weitere zwanzig Jahre in Betrieb sein könnten – statt sie abzureißen – , in eine gemeinwohlorientierte Stiftung zu überführen und sie weiter im Gemeinwohlinteresse und unter Beteiligung der Anwohner zu betreiben. So könnte die Wut der Anwohner, die sich zu Recht gegenüber den Investoren aufgebaut hat, die die Landschaft ohne direkten Nutzen und Beteiligungsmöglichkeiten für die Anwohner mit Windkraftanlagen „verspargelten“, in das Gegenteil verkehren.

Eine Gemeinde in der Nähe von Husum hat dieses Problem von Anfang an erkannt und hat alle Einwohner, ob arm oder reich, zu gleichen Teilen an den Erlösen des gemeindeeigenen Windparks beteiligt. Dort herrscht Frieden im Land. Das bedingungslose Grundeinkommen, das nach Abschreibung der Anlagekosten aus der Windenergie quasi entstanden ist, hat es möglich gemacht. Erstaunlich ist auch zu sehen, wie die Menschen der Region ihre nun vom nackten Erwerbsdruck befreite Zeit zu nutzen wussten. Die bis dahin konventionell geführte Landwirtschaft der Region – fokussiert auf Spritzgifte und Mineraldünger –, die einen Niedergang der Bodenfruchtbarkeit und immer mehr Missernten brachte, erfuhr eine 180-Grad- Wende. Zeit und Geduld waren Dank des Grundeinkommens aus Windkraft auf einmal vorhanden, die landwirtschaftlichen Betriebe auf biologische Anbauverfahren umzustellen, die Vergiftung der Böden rückgängig zu machen und die Bodenfruchtbarkeit wiederherzustellen.

Bei allen berechtigten Forderungen, das Ökosystem Erde durch eine vom Geld unabhängigere Lebensweise zu erhalten, wird das eine, global wirksame, vom Wachstumszwang und Zinssystem abgekoppelte bedingungslose Grundeinkommen nicht von heute auf morgen kommen. Auch wenn sich das viele Menschen weltweit wünschen. Geduld, Beharrlichkeit und Kreativität sind gefordert. Umfragen ergeben, dass jeder Zweite in Deutschland sich ein bedingungsloses Einkommen vorstellen kann. Na also, wozu weiter Zeit verschwenden, die wir nicht mehr haben.

 

Eine Antwort

  1. Holger Roloff
    Es gibt Lösungen für alles, wenn das Problem richtig verstanden ist!!!

    Guter Artikel, weil er am Beispiel des Stroms deutlich macht, dass es allein der stoffliche Reichtum ist, der die Menschen am Leben hält. Geld kann man nicht essen. Man könnte die Idee, weil allgemein und universell gültig, durch andere Sachverhalte fast beliebig erweitern, z.B. preisfreier öffentlicher Nahverkehr, preisfreies Internet, preisfreies Trinkwasser, preisfreie Lebensmittel, preisfreies Theater, Kino, Wohin usw. darin liegt – wie leicht zu vermuten ist, die langfristige Lösung.

    Der abstrakte Reichtum, der in Form von monetären Größen in Erscheinung tritt, ist lediglich eine historisch bedingte gesellschaftliche Konvention. Anders ausgedrückt – das Universum ist nicht kapitalistisch aufgebaut. Langfristiges Ziel muss es folglich sein, diese alten Konventionen zu überwinden, zugunsten der eigentlichen, zeitunabhängigen Lebenswerte wie einer intakten Natur, zu der wir als Menschen (= Säugetiere) ja auch zählen.

    Was aber tun, solange wir uns noch in der Geldform bewegen?

    Die meisten Vorstellungen bezüglich des BGE bestehen darin, Geld umzuverteilen, oft verbunden mit dem Argument, es sei ja eigentlich auch genug davon da. Das hat allerdings einige Haken und einen doppelten Boden. Es hängt von der Höhe ab, von der aus eine Perspektive eröffnet wird.

    Der erste Haken ist, das gilt vielleicht für ein hoch entwickeltes Land wie Deutschland (BIP nominal/Einw.= 39.209,- €/Stand 27.06.2019), wenn man nur darauf den Blick richtet. Bei einem wirklich zum Leben ausreichenden BGE von 1.500,-€/Monat wären das 18.000,- €/Jahr. Das BIP/Einw. ist hierzulande doppelt so hoch. Für Griechenland (zum Vergleich: BIP/nom.=15.755,-€/Einw./Stand 27.06.2019) und viele andere Länder gilt das Argument nicht, weil eben zu wenig Geld da ist. Selbst wenn man dort nur 1.000,-€ ansetzen würde, wäre es zu knapp, denn im Kapitalismus kommen extrem ungleiche Macht- und damit Verteilungsverhältnisse des abstrakten Vermögens/Einkommens hinzu. Doch bereits in Deutschland ist sowas – zumindest bislang – politisch nicht mal ansatzweise durchzusetzen, von anderen Ländern ganz zu schweigen.

    Der Zweite Haken ist, dass die Vorstellung einer Umverteilungslogik ja immer noch auf dem kapitalistischen Verwertungsprozess beruht, also inklusive Umweltzerstörung, Ausbeutung per Lohnarbeit, Kinderarbeit, Ausbeutung des globalen Südens usw. Wollen wir das ernsthaft aufrecht erhalten?

    Der dritte Haken ist noch tückischer, weil er vielen nicht auffällt, obwohl er eigentlich offensichtlich ist. Kapitalismus bedeutet stets Mehrwertproduktion, also einer stetigen Vermehrung des abstrakten Reichtums, auf der er basiert. Menschen werden im Arbeitsprozess, also der Veränderung der stofflichen Formen, zunehmend durch Technik ersetzbar. Maschinen, Computer und Roboter nehmen uns die Arbeit ab. Mit ihnen wird das Verhältnis von stofflichem Input zu Output immer besser. Eigentlich eine tolle Nachricht! ABER eben leider nicht unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen. Technik generiert nur stofflichen Reichtum, vermindert aber relativ zur einzelnen Ware deren Wert. Das bedeutet, dass allmählich der dabei entstehende relative Mehrwert abschmilzt. (vgl. hier: https://www.exit-online.org/pdf/WiderspruchStoffFormPreprint.pdf sowie als Link zum Originaltext: https://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=autoren&index=3&posnr=382&backtext1=text1.php )

    Nur Menschen können Mehrwert erzeugen. Auch Deutschland läuft im Zuge weiterer Digitalisierung also auf eine Situation zu, bei der nicht genug laufendes BIP/Einw. da wäre. Ein echtes Dilemma.

    Gibt es dafür eine Lösung? Die Antwort lautet: JA

    siehe: http://www.hh-violette.de/wp-content/uploads/2017/07/BGE-Wirtschaftsvision-Ergänzung.pdf

    Im Umfeld der spirituellen Partei DIE VIOLETTEN wird diese Lösung publik gemacht. Sie basiert auf der Einrichtung einer Monetative und ist dadurch direkt in jedem Land individuell umsetzbar.

    Langfristig gilt so ein BGE als Übergangsmodell zu einer anderen Wirtschaftsform – siehe hier: http://www.hh-violette.de/wp-content/uploads/2013/11/Wirtschaftsvision_Die-Violetten_Okt.2013.pdf

    was uns bevorsteht, ist ein Epochenwechsel: http://www.hh-violette.de/was-bedeutet-ein-epochenwechsel/

    So wird eine ganzheitliche Perspektive daraus.

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