Schamanismus und die Geister 27. September 2016 Ganzheitliches Wissen Wenn wir von Geistern hören, denken viele von uns an Spukgeschichten, gelesen in Kindertagen unter der Bettdecke. Spirituell Interesssierten kommen die Schamanen und ihre verbündeten Geister in den Sinn, denn Schamanismus hat hierzulande viel von seiner geheimnisvollen und exotischen Aura verloren und ist gesellschaftsfähig geworden. Olaf Bernhardt über die Helfer aus der Anderswelt. Lange vor dem Entstehen uns bekannter Religionen wussten die Menschen um die Geister. Die Wissenschaft schätzt das Alter des Schamanismus anhand von Höhlenmalereien auf zirka 40.000 Jahre und Ähnliches gilt für Darstellungen von Geistwesen. Vielerorts hat eine Religion das Wissen um die Geister verdrängt, anderswo existiert beides nebeneinander. In den entstandenen Religionen finden sich meist viele Überbleibsel schamanischer Wurzeln. Doch musste früher niemand Schamane sein, um von den Geistern zu wissen oder mit ihnen zu sprechen. Animismus, der Glaube an die Allbeseeltheit der Natur, war vorherrschend und der Mensch erfuhr alles, was ist, als lebendig und beseelt; er bemerkte die Geister in seiner direkten Umwelt und sprach mit ihnen. So konnte zum Beispiel eine Mutter mit den Geistern sprechen, wenn die Kinder krank waren, oder es wurde um Unterstützung bei der Jagd oder um Fruchtbarkeit auf den Feldern gebeten. Meist sind dafür Abbildungen wie das „Strohmännlein“ (ein aus Stroh gebundenes Männlein) gemacht worden, um die Geister in greifbare Ebenen zu holen. Geister gehören zum Mensch-Sein, stehen sie doch dem Menschen von Geburt an zur Seite. Vielen Lesern kommt nun vielleicht der Schutzengel, bei dem es sich ebenso verhält, in den Sinn. Tatsächlich begleitet dieser uns auch von Geburt an. Und obschon die meisten sich keine Gedanken um Schutzengel machen, hören wir doch ab und an Geschichten über sie. Die einen haben Schutzengel vor dem Tod bewahrt, anderen haben sie bei einen Unfall geholfen, wieder anderen halfen sie durch eine „Eingebung“ zum rechten Zeitpunkt. Viele schamanische Kulturen sprechen sogar davon, dass ein Kind das Kindesalter ohne diesen Schutzgeist nicht überlebt. Und tatsächlich erlebe ich es oft in meiner schamanischen Praxis, dass das Fehlen dieses Verbündeten bei Kindern zu schweren Leiden führen kann, während beim Erwachsenen keine bedrohlichen Einschränkungen auftreten. Wenn beispielsweise ein Erwachsener aufgrund des Verlustes seines Schutzgeistes über Antriebslosigkeit und ständige Müdigkeit klagt, leidet ein Kleinkind unter einem einige Wochen anhaltenden schweren Husten. In beiden Fällen hat die wiederhergestellte Verbindung zum Krafttier die Beeinträchtigungen beseitigt. Die Schutzgeister füllen die Lücken in unserem Energiesystem. Aus der Sicht der „Alten“ und animistischer Kulturen wird jemand oder etwas krank, wenn das Energiesystem unvollständig ist. Ich erkläre diesen Umstand gerne mit einem Beispiel aus unserem Garten. Dort hatten wir eine Lücke im Zaun um unser Gemüsebeet, was dazu führte, dass die Hasen hinein konnten und unser Gemüse fraßen. Genauso ist es beim Menschen: Wenn wir das Licht dieser Welt erblicken, sind wir auch unvollständig. Die Schädelplatten wachsen erst noch zusammen, die Synapsen und die Thymusdrüse müssen gebildet werden, das Herz stellt sich um. Und so, wie unser Körper noch unfertig ist, ist es auch unser Energiesystem. Deshalb ist es meiner Meinung nach so wichtig, eine positive Kraft an unserer Seite zu haben, die diese Lücken füllt. Und das sind unsere Schutzgeister. Kleine und große Kreise Der Mensch ist der kleinste Kreis, die Familie der nächstgrößere, dann kommt das Dorf, der Stamm usw. Nebenher gibt es weitere Kreise wie den Freundeskreis, Kreise von Gleichgesinnten – und all diese Kreise können Lücken haben und „krank“ werden. Von alten Aufzeichnungen wissen wir, dass diesen Kreisen früher viel Aufmerksamkeit entgegengebracht worden ist. Da wurde eine Kuh nicht einfach gekauft, sie musste rituell aus dem Kreis des Vorbesitzers gelöst und auch rituell in den neuen Kreis eingebunden werden. Da erfahren wir zum Beispiel, dass die neue Kuh drei Mal um das Familienheiligtum geführt wurde und dann ihr erstes Heu im neuen Zuhause aus dem Schoß der Hausmutter fressen durfte. Auch die Toten-Feiern hatten den Zweck, all den schädlichen Einflüssen von außen zu zeigen, dass die Familie, trotz des Verlustes, noch immer stark und gesund ist. Vermittler zwischen den Welten Für die großen Kreise brauchte es allerdings die Schamanen, Menschen, die in dieser materiellen Welt lebten, aber auch Kontakt zur feinstofflichen Anderswelt hatten. Für sie war der Kontakt zu beiden Welten gleich bedeutend, und so erfüllten sie größere Aufgaben, bedienten größere Kreise als die des Menschseins oder der Familie. Ihre Fürsorge richtete sich auf den ganzen Stamm oder gar einen Volksstamm. Für sie gab es, je nach Kultur und Sprache, verschiedene Namen, doch hat sich heute eine Bezeichnung durchgesetzt – Schamanen. Sie sind die Mittler zwischen den Welten und bringen mit Hilfe der mitfühlenden Geister Heilung und Unterstützung zu uns. Ihr Wissen reicht über den Tod hinaus. Sie sind keine Erfüller von menschlichen Wünschen, doch wissen sie aus eigener Erfahrung um unser Leid und die Schwierigkeiten, die ein Leben als Mensch mit sich bringt. Die Schamanen sind dabei gleichberechtigte Partner der Geistwesen. Die Geister haben das Wissen und die nötige Kraft, während der Mensch die menschliche Ebene vertritt und es den Helfern erlaubt, in dieser Welt zu agieren. Schamanen sind Vermittler zwischen den Welten. Per Definition ist der Schamane ein Mensch, der mittels eines veränderten Bewusstseinszustandes mit den Geistern in Verbindung tritt, um Hilfe und Heilung zu bringen. Doch ist es nicht nur den Schamanen vorbehalten, mittels der Hilfe verbündeter Geister Hilfe und Unterstützung zu erfahren und zu vermitteln. Der Schamane hat diese Art der Vermittlung zwar zu seinem Lebenszweck gemacht, aber letztlich hat jeder Mensch helfende Geister um sich. Die Art der Geister im Schamanismus Dabei darf man nicht vergessen, dass die Geister mitnichten Werkzeuge sind, die nach Bedarf Verwendung finden. Vielleicht kann man sie als Verwandte der Seelen bezeichnen, die durch ihre Natur als geläuterte Daseinsformen viele die Herzqualitäten einschränkende Eigenschaften abgelegt haben. Wir Menschen leben hier in einer Ebene der freien Entfaltung. Wir entscheiden uns, ob wir so oder anders handeln, gut oder schlecht – beeinflusst durch Eigenschaften wie Eifersucht, Vertrauen, Angst, Toleranz, Intoleranz usw., die wir in uns tragen. Die Geister haben diese Wahl nicht. Der Tod und der Übergang in die Anderswelt verändert alles; vieles verlieren und anderes gewinnen wir. So leben die Geister „im Zwang ihres Mitgefühls“, und darüber hinaus können sie genauso wenig frei handeln wie ein Mensch im Banne seines Misstrauens oder seiner Wut. Sie möchten uns zu einem besseren Verständnis, einem besseren Menschsein führen, weshalb sie auch den Verbündeten unter den Menschen, den schamanisch Arbeitenden, bei seiner persönlichen Entwicklung unterstützen. Traumata werden bewusst gemacht und verarbeitet, alle Sinne werden ausgebildet und unser Bewusstsein, unsere persönliche Kraft wie auch unser Wissen werden erweitert. Die eigene Entwicklung Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es nicht um erlerntes, sondern um erfahrenes Wissen geht, denn darin besteht nicht nur ein Unterschied im Nutzen für das Sein, sondern auch im Umgang mit den Geistern. Was heißt das? Ein Mensch, der unter starken Existenzängsten leidet, kann etwas zum Thema „Vertrauen ins Leben“ für sich als richtig erfassen. Wenn dann aber zum Beispiel in der Firma, in der diese Person angestellt ist, Arbeitsplätze abgebaut werden, zerfallen alle guten, aber angelesenen Ratschläge zu Staub und der Mensch ist der Situation und seinen Ängsten hilflos ausgeliefert. Erfahrenes Wissen dagegen entsteht durch Erlebtes, verändert unser Wesen und ist auch im Alltag wirksam. Nächster Termin Basis-Kurs Schamanismus in Berlin: 8. u. 9. Oktober 2016 In diesem Basisseminar stellen die Teilnehmer den Kontakt zu ihren Hilfsgeistern her, lernen den Umgang mit ihren Helfern und das schamanische Reisen. Weitere Infos und Kontakt unter Tel.: 0178-2637442 oder olaf@schamanismus.org www.schamanismus.org Buchempfehlung: Olaf Bernhardt: „Spirits – Geister im Herzen“ Arun-Verlag 2013 Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.