Trauma und Schamanismus: Seelenrückholung als energetische Reinigung und Weg aus Angst und Schmerz…

von Kulan

Die Arbeit mit traumatisierten Menschen fokussiert sich in meiner schamanischen Tradition in erster Linie auf ihre Heilung und nicht darauf, den genauen Ursprung des Traumas zu ergründen. Ganz konkret geht es darum, den Leidensdruck eines Klienten zu verringern und ihn wieder an das Leben anzubinden. Ein traumatisierter Mensch zieht sich aufgrund seiner Wunde und des Seelenverlustes vom Leben zurück. Er verschließt sich und hat folglich große Schwierigkeiten, Gefühle zuzulassen, weil die nicht gelöste, mit dem Trauma verbundene Angst unbewusst immer im Hintergrund steht und ihn hindert, sich zu öffnen.

Durch den Verlust von Vertrauen und Lebenskraft fehlt zudem ein gesunder Selbstschutz. Solange die traumatischen Erfahrungen nicht gelöst sind, bleiben sie als energetische Information in Form von Blockaden, Schmerzen oder anderen Symptomen im Körper zurück. Dies bewirkt ein weiteres Verschließen und wird zum Anziehungspunkt für ähnliche Erfahrungen. Jedes Mal, wenn emotionale oder physische Traumata passieren, zerbricht die Seele ein Stück, flieht ein Stück der Lebensessenz und Kraft aus dem Körper, weil eine Abspaltung stattfindet. Als Schutzmechanismus ist dieser Vorgang fürs Überleben notwendig, da der Schmerz sonst nicht auszuhalten wäre – je schwerer das Trauma, desto größer die Abspaltung.

Traumatisierte Menschen leben dann mit reduzierter Kraft, verminderten Möglichkeiten und dem Gefühl geringerer Selbstbestimmung. Als Schamane arbeite ich auf vielen verschiedenen Ebenen mit traumatisierten Menschen. Es ist wichtig für die Betroffenen, erst einmal das Leiden anzuerkennen, es zu spüren und zu akzeptieren. Ohne Akzeptanz gibt es keinen Weg aus dem Leiden. Es geht dann darum, durch Konfrontation mit dem traumatischen Inhalt die Angst vor den dunklen Gespenstern der Vergangenheit zu beenden, ja, diese sogar zu umarmen. Wir sprechen zudem eine klare Heil-Intention aus und verlassen damit die Opferhaltung des ohnmächtig Leidenden.

Im zweiten Schritt finden wir innen und außen einen Kraftplatz, der uns Stabilität vermittelt, und ein Krafttier oder einen menschlichen Begleiter, die uns unterstützen, die fehlenden Seelenanteile zurückzuholen. Als dritten Schritt spüren wir die Ereignisse oder Blockaden auf, die energetisch an uns haften, und bringen diese durch eine Seelenrückholungsreise zurück zu uns „nach Hause“. Dann erfolgt die Integration des wiedergefundenen Seelenanteils durch Körperarbeit des Schamanen.

Meistens gebe ich als Hausaufgaben auch Übungen zur Stabilisierung des wiedergewonnenen Seelenanteils und Tipps für einen besseren Umgang mit dem Durchlebten. Wenn wir uns wieder erlauben, intensiv zu fühlen, für kurze Zeit wieder zu beleben, was vorher ein eingefrorenes schreckliches Gespenst war, verlieren das Leiden und die Traumaerfahrung an Macht und werden blasser – bis sie eines Tages ganz verschwinden. Ein positives Grundgefühl bis hin zu Glücksgefühlen und tiefer Zufriedenheit stellen sich ein und neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen sich.

Trauma und Schamanismus: Seelenrückholung

Soul Hunting, also eine Seelenrückholungs-Session, ist eine sehr effektive Form der Traumaheilung im schamanischen Bereich. Hier das Beispiel einer Sitzung: Eine Bekannte suchte mich auf und bat um Hilfe. Sie wirkte sehr blass, hatte eine weißlich-nebelhafte Aura, machte einen unlebendigen Eindruck und wirkte sehr zurückgenommen. Sie erzählte, sie habe im Alltag immer wieder mit Situationen zu kämpfen, in denen sie körperlich „einfriert“ und handlungsunfähig wird – besonders in Situationen, in denen Menschen energisch oder aggressiv werden. Immer wieder passiere es auch, dass Angstattacken sie lähmen. Sie habe einen sehr cholerischen Vater gehabt, der viel gedroht, sie beleidigt und geschlagen habe. Komischerweise suche sie sich auch dementsprechend ähnliche Partner.

Ich schlug ihr vor, eine Soul-Hunting-Reise in ihre Kindheit zu unternehmen, um nach den verlorenen Seelenanteilen Ausschau zu halten und ihr magisches Kind wiederzufinden. Die Frau legte sich in einer bequemen Position hin und ich begann zu trommeln. Ich bat sie, sich einen schönen Naturplatz oder Garten vorstellen, in dem sie sich sicher und geborgen fühlt und der ihr Kraft vermittelt. Um Kindheitstraumata aufzulösen, sind solche Naturkraftplätze und insbesonderre Bäume von großer Bedeutung. Eine Birke zum Beispiel ist ein heiliger Baum und kann wie ein Nest die Seele eines Kindes beherbergen oder ein Kind beseelen.

Danach lud ich sie ein, einen Eingang in eine Höhle oder einer Art Grube zu finden, wo sie hineinschlüpfen und sich in die dunkle Unterwelt ihres Bewusstseins begeben konnte. Ich bat sie auch, ihr Krafttier – einen Wolf – mitzunehmen, das wir in einer früheren Sitzung bereits gefunden hatten. Sie sollte tief in die Unterwelt eintauchen und sich umschauen, während ich ihre Suche mit dem „Herzschlag“ der Trommel begleiten würde. Ich konnte ihre Aura sehen und spüren. Während sie ihre innere Reise durchlebte, wurde die Trommel energischer und schneller und führte sie immer tiefer in die Unterwelt. Es fühlte sich wie ein innerer Kampf an, der sich da in meinem Trommelschlag widerspiegelte.

Zurück im Körper = Leben

Beim Trommeln erschienen mir Bilder von einem kleinen, vielleicht vierjährigen Mädchen, das zusammengekauert auf dem Boden hockte. Sie saß mit hängendem Kopf zitternd und weinend in einer der hintersten Ecken einer langen dunklen Höhle, versteckte sich und hielt sich die Ohren zu. Ich spürte, dass sie am liebsten verschwinden würde. Jetzt brauchte es eine sehr aufmerksame und liebevolle Art, auf sie zuzugehen. Ich bot ihr mit ruhiger Stimme meine Hand an. Ich versprach ihr, sie zu halten, bei allem zu unterstützen, was sie bräuchte, und an ihrer Seite zu bleiben, bis sie so stark sei, dass sie von selbst aufstehen könne. Ich sagte ihr, dass der Spuk bald vorbei sei und sie sicher aus diesem dunklem Loch herauskäme. Es dauerte zirka 30 bis 40 Minuten, bis das kleine Mädchen bereit war, mit mir mitzugehen. Ihre Energie wurde immer leichter, je weiter wir in Richtung Licht und Ausgang liefen. Mein Trommelschlag wurde dabei immer langsamer und hörte allmählich auf. Ich konnte spüren und sehen, dass ein Seelenteil dabei war, in ihren Körper zurückzukehren. Ihre weiße Aurafarbe verwandelte sich dabei in einen sonnengelben Farbton. Sie war plötzlich mehr in ihrem Körper und der füllte sich zunehmend mit Leben – lediglich auf ihrem Brustkorb konnte ich noch eine Unruhe spüren, denn noch war dieser Seelenteil nicht vollständig hineingelangt. Mit einem leichten Druck auf ihren Brustkorb brachte ich dann den verlorenen Seelenanteil gänzlich zurück in ihren Körper – nach Hause.

Nach weiterer erdender Energiearbeit und dem Halten ihrer Füße bat ich sie, langsam wieder in diesen Raum ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Sie erzählte mir, dass sie sehr lange in einer dunklen Höhle ganz verloren umhergeirrt war und dass sie schließlich eine helfende Hand in ihrer Einsamkeit mit wohliger Wärme umhüllte. Auf dem Weg nach oben begegnete sie dem Wolf, der für sie die Botschaft hatte, dass sie nun wieder auf ihren eigenen Beinen stehen kann und die Aura der Angst sich verabschieden darf. Es war bemerkenswert, wie sich ihre Aura ins Leuchtende veränderte – und mir gegenüber saß plötzlich eine strahlende Frau. Sie hatte ihr verspieltes und magisches Kind ein Stück weit wiedergefunden. Ihr Gang war aufrecht, sie hatte ein kleines Lächeln im Gesicht und zum ersten Mal schaute sie Richtung Himmel.

Ich bat sie noch, vermehrt Plätze und Menschen aufzusuchen, die sie stärken, und wir schlossen die Sitzung mit kleinen Übungen zur Integration ab. Unter anderem folgten noch ein paar befreiende Schreie, um eine Blockade im Halschakra zu lösen. Ich riet ihr, viel mit der Stimme zu arbeiten und möglichst auch auf ihren Waldspaziergängen zu schreien, um weiter ihre Kraft zu mobilisieren. Seelenrückholungen sind so etwas wie Reinigungsrituale. Für uns Yakuten sind unsere Seele, unsere psychische Welt und die Gesundheit göttliche Geschenke, die unseren gesamten Weg bestimmen. Sie sind ein Zuhause, das man so sauber halten sollte wie das eigene Haus. Nur so können wir in voller Lebenskraft erblühen.

Seminare 2018 mit Kulan
Do, 1.11.: Feuerritual in Berlin, 19-21.30 Uhr
Fr, 2.11.: Offener Info- und Erfahrungsabend in Berlin-Schöneberg, im ACTivity, Akazienstr. 27, 19.30-22 Uhr
Sa,/So, 3.-4.11.: „Ehr Khaan“ (ein Ritual zur Erweckung des männlichen Geistes, auch für Frauen) in Potsdam (Griebnitzsee)
Mo, 5. bis Mi, 7.11.: Einzelsitzungen mit Kulan

Kulans Rituale und Praktiken haben ihren Ursprung in der Tradition der Ureinwohner von Jakutien (Sacha) in Sibirien. Kulan unterstützt mit einer starken, aktiven, heilenden männlichen Energie. Dies ist auch für Frauen sehr wichtig, denn es hilft ihnen, sich selbst treu zu bleiben und das eigene Herz dabei freundlich und offen zu halten.

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