Huicholschamanismus mit Brant Secunda

Wenn Brant Secunda lehrt, spricht er manchmal davon, ein heiliges Leben zu leben. „To live a sacred life“ ist eine Erfahrung der mexikanischen Huicholindianer. Für unser Ohr klingt das eher antiquiert, bestenfalls wie eine schöne romantische Idee, irgendwie aus der Zeit gefallen. Wir modernen Menschen sind so mit dem schnellen, profanen Oberflächenrauschen des Lebens und den persönlichen emotionalen Dramen beschäftigt, dass keine Zeit mehr zu sein scheint, sich tiefere Fragen zu stellen. Oder ist es doch für uns moderne Menschen möglich, das alte indianische Wissen zu integrieren, ohne in Regression zu verfallen?

Kreta: Der Klang der Trommel und der Gesang der Vögel bei Sonnenaufgang rufen mich zurück. Die Umgebung, die Felsen, das Meer, die Blumen, die Bäume: Ich spüre ihre Gegenwart und bin berührt von ihrer Nähe. Ich bin präsent, denke wenig, bin einfach nur da inmitten der Schönheit dieser Insel, die mich umgibt. Die Kühle des Morgens ist noch angenehm. Der innere Zustand, in dem ich mich nach der eintägigen Visionssuche befinde, lässt sich vielleicht am besten mit Öffnung beschreiben. Ich spüre förmlich den Puls des Lebens um mich herum. Die Natur vibriert, leuchtet und pulsiert. Alles ist aus der Tiefe heraus lebendig: „Alles ist heilig“ – wie oft habe ich diesen Satz von Brant Secunda schon gehört? Heute Morgen nach der Visionssuche ist er greifbar, ich kann die Hände danach ausstrecken: Alles scheint aus der Tiefe heraus belebt. Ich bin im Austausch mit allem.

Dieses Erlebnis ist eines der vielen Durchbruchserlebnisse, die ich auf meinem schamanischen Weg gemacht habe. Durch intensive Praxis bricht eine andere, tiefere Realität über die so vertraute, manchmal starre Alltagsrealität herein. Sich dieser tieferen Realität ganz hinzugeben, bedeutet das Leben auf heilige Weise zu leben. Ich bin in Berührung mit meiner eigenen Tiefe, den anderen Menschen und meiner Umgebung oder mit anderen Worten: mit dem Göttlichen in mir. Ich fühle mich sehr lebendig und sehe die strahlende Lebendigkeit der anderen. Das ist eine Erfahrung. Sie gilt für uns moderne Menschen genauso wie für die Huicholindianer. Sie als Realität wahrzunehmen, bereichert das Leben sehr.

Heiliges Leben: Durchbruch zur Liebe in der Gemeinschaft

Huicholschamanismus wird in der Gemeinschaft praktiziert. Während der Retreats treffen wir uns täglich im Kreis um das Feuer – draußen, sofern das Wetter es zulässt. Gemeinsam zu trommeln, zu rasseln und zu singen, verbindet miteinander und schafft durch das Reisen nach innen eine tiefe spirituelle Verbindung zur Außenwelt. Aus dem Kreis werden wir zu Übungen allein in die Natur geschickt, in den Kreis kehren wir mit unseren neuen Erfahrungen zurück. Mit jedem weiteren Tag in den Retreats geschieht mit der täglichen Praxis außerdem eine Öffnung zu mehr Liebe. Es ist schön, sich gegenseitig darin zu begegnen. „Mutter Erde ist ein liebender Organismus“, ein weiterer Satz aus der indianischen Tradition, der sich für die Kontemplation lohnt. Er bedeutet unter anderem, dass Liebe – als die Schöpferkraft, die alles zusammenhält – immer um uns herum ist und wir uns dem im Grunde nur öffnen müssen. Sich dieser Liebe zu öffnen, ist für mich persönlich ein weiteres Durchbruchserlebnis zu einer tiefer liegenden Realität.

Wenn Brant Secunda lehrt, dann erzählt er auch Geschichten im Kreis: Geschichten aus seiner Zeit im Huicholdorf, Geschichten aus dem Leben, Geschichten voller Humor und Lebensfreude. Und wie das bei indianischem Storytelling so ist, werden diese Geschichten durch den gemeinsam gehaltenen Fokus zwischen uns lebendig – und: Du bist nie sicher. Vielleicht trifft dich die Geschichte an einem empfindlichen Punkt und ermöglicht einen Lernprozess …

 


Veranstaltungen

Erlebnisabend und Zeremonie
Mi, 12.8., 19 Uhr
Karten 20/25 €
keine Anmldung erforderlich

Tagesworkshop
Do, 13.8. 10-17 Uhr
Karten 85/95 €

Beide Veranstaltungen:
Tanzschule Bebop
Pfuelstr. 5
10997 Berli

Mehr Infos über Utah Dörsch
Tel.: 0821-2432330 oder schamanismus@huichol.eu

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