Schon jetzt ist klar, dass der Winter 2005 der teuerste der Nachkriegsgeschichte wird. In diesem Jahr werden die Deutschen 24 Mrd. Euro mehr für Öl- und Gaslieferungen an die Förderländer überweisen. Wie weiter? Wie sehen sie aus, die Wege zur Energie-Unabhängigkeit?

Während die Gewinne der Energieversorger weiter kräftig sprudeln, müssen Mieter und Hausbesitzer mit jedem Jahr tiefer und tiefer in das Portemonnaie greifen. Statt sich dem Frust über die vermeintlich aussichtslose Situation zu beugen, wandern viele in ein wärmeres Land aus. Andere setzen mit intelligenten Alternativen dagegen und schliessen sich zu einer neuen Verbrauchermacht zusammen.

Der Mieterbund hat vorgerechnet, dass ausgehend von den heutigen Energiepreisen für eine 70qm große Wohnung Mehrkosten von 370 Euro bzw. für eine 90qm große Wohnung von 476 Euro pro Jahr anfallen, wenn diese mit Heizöl geheizt wird. Bei einer Gasheizung sind Mehrkosten von 119 Euro bzw. 153 Euro fällig.

Macht nichts, sagen die Konjunkturoptimisten, denn schließlich profitiere Deutschland als Exportnation von der Nachfrage der Öl- und Gasförderländer, die die gestiegenen Einnahmen für zusätzliche Importe ausgeben würden und so die Arbeitsplätze in der Exportwirschaft sichern. Weit gefehlt, meint das Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Deutschland würde schon längst nicht mehr vom Ölpreisanstieg profitieren. Im Gegenteil, Deutschland sei einer der größten Verlierer, da der Anteil der Industrie im Vergleich zu anderen Ländern noch sehr hoch ist. Denn um eine Einheit des Bruttoinlandproduktes zu erstellen, müssen die Deutschen viel mehr fossile Energieträger importieren als andere Europäer.
Klar ist, unser Öl- und Gaseinsatz ist zu hoch und nicht effizient genug. Nicht nur die Wirtschaft verschleudert  wertvolle Energie. 30% des gesamten Energieeinsatzes (Primärenergie) wird in Deutschland für die Raumheizung und die Warmwasservesorgung der Privathaushalte verwendet. Meist erfolgt dies mit antiquierter Technik, die das teure Gas und Öl nur verbrennt. Mehr und mehr Hausbesitzer und Mieter sind sich dieser Verschwendung bewusst und gehen den Weg der Brennstoffveredelung. Sie setzen sogenannte Blockheizkraftwerke (BHKW) oder auch Kraft- Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) ein, die neben Wärme, sozusagen als Abfallprodukt, Strom produzieren. Ganz besondere Fortschritte hat diese Technik in den letzten zwei Jahren durch den Einsatz von sogenannten Stirling- Motoren gemacht. Sie sind preiswert, leise und extrem langlebig. Mittlerweile gibt es Kleinstanlagen, die wie eine Geschirrspülmaschine unter die Spüle geschoben werden und dort flüsternd Ihre Arbeit verrichten. Damit kann ein Mieter, der bisher eine ineffiziente Gastherme betreibt, selbst zum Stromerzeuger aufsteigen und seine Heizkostenrechnung deutlich senken. Zumal der Einsatz von Gas in Bhkw´s von der Ökosteuer befreit ist und es einen Zuschuss für zehn Jahre von 5,5 Cent pro Kwh eingespeistem Strom  zusätzlich zu der Einspeisevergütung des hiesigen Stromversorgers gibt. Mieter oder Hausbesitzer, die sich über eine Zentralheizung  mit Wärme versorgen, dürften sich besonders für diese neue Technik interessieren, denn große Bhkw´s sind noch wirtschaftlicher und die Investition armortisiert sich in bedeutend kürzerer Zeit. Falls sie nun als Mieter eines typischen Berliner Mietshauses angesichts des Desinteresses Ihres Vermieters nur mitleidig mit dem Kopf schütteln, sei Ihnen die Europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden  an die Hand gegeben. Ab 4.1.2006 müssen Verkäufer oder Vermieter von Wohnungen einen Energiepass vorweisen können. Dieser macht Angaben zur Qualität der Dämmung sowie zur Heizungsanlage und nennt den Energiebedarf des Gebäudes. Sollte sich ihr Haus als “Spritfresser” erweisen, setzen Sie sich mit den anderen Mietern zusammen und verfassen Sie eine Stellung-nahme an Ihren Vermieter. Schlagen Sie ihm eine Umstellung auf BHKW-Technik vor. Oder noch besser, gründen Sie gleich eine Strom- und Wärmeversorgungsgemeinschaft und schaffen Sie sich gemeinsam mit anderen Mietern ein BHKW an. Warum nicht mit Stromverkauf Geld verdienen? Schaffen Sie es gar sich mit anderen BHKW Betreibern in ihrem Kiez zusammen zu schließen  und eine Einkaufsgemeinschaft zu gründen, können Sie im besten Fall Ihr Gas wohl bald direkt bei den Förderern in Russland viel günstiger einkaufen.
Dass diese Entwicklung auf wenig Gegenliebe der großen Energieversorger stößt, dürfte wohl jedem klar sein. Wie heißt es aus dem Munde eines Vorstandssprechers von Eon-Ruhrgas: “Deutschland ist mit Abstand unser profitabelster Markt”. Wohl nicht mehr lange, denn einer dezentralen Energieversorgung unter Einbeziehung erneuerbarer Energieträger gehört die Zukunft. Auch die Bosse von Eon, RWE, Vattenfall und EnBw wissen das.

Beratung u. Informationen: Tel. 030-788 36 35

DANKE JOSCHKA!

Die neuseeländische Firma WhisperGen hat eine stromerzeugende Heizung auf den Markt gebracht, die 500 Euro mehr kostet als ein einfacher Heizkessel. DasVierzylinder-Stirling-Aggregat erzeugt 1,2 kW Strom und 8 kW Wärme.

Jährlich werden in Deutschland ca. 700.000 Heizungskessel gekauft. Wären dies alles Blockheizkraftwerke, dann entstünde jährlich eine Kraftwerksleistung von 3.500 MW. Das entspricht der Erzeugungskapazität von drei Kernkraftwerken.

Interessante links:
www.energienetz.de
www.bhkw-infozentrum.de
www.whispergen.com

 

Aus der Reihe  „Deutschland neu erfinden

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