Reagierst du noch auf die Vergangenheit oder lebst du schon?

Possibility Management (PM) baut Brücken zwischen der bisherigen Kultur, die uns an unsere Grenzen bringt und uns oft wie in einer Box gefangen hält, und der nächsten Kultur, die tragfähig und heilsam ist. PM zeigt, was angewandte radikale Verantwortung ist, und bietet durch transformatorische, mehrtägige Trainings moderne Initiationsarbeit ins Erwachsensein.

Initiationsarbeit ins Erwachsensein? „Moment mal!“, werden Sie sagen, „Ich bin doch erwachsen! Ich bin schließlich über 18, treffe meine eigenen Entscheidungen und richte mir mein Leben so ein, wie ich es mag.“

Wirklich? Dann möchte ich Ihnen ein paar gefährliche Fragen stellen.

Würden Sie Ihre berufliche Arbeit auch dann tun, wenn Sie kein Geld dafür bekämen? Sind Sie so inspiriert, dass Sie von Ihrer Arbeit rundum genährt werden, während Sie sie tun, ohne am Ende des Monats einen Gehaltsscheck, eine Belohnung oder eine Anerkennung als „Entschädigung“ dafür zu erwarten? Tun Sie die meiste Zeit Ihres Tages, was Ihnen wichtig ist und wirklich am Herzen liegt, und ist das Geld, das Sie zum Leben brauchen, eine Nebenwirkung davon? Oder arbeiten Sie halbherzig in einem Job, um Geld zu verdienen, damit Sie „überleben“ können und in der Zeit, die übrig bleibt, endlich tun können, was Ihr Herz und Ihre Seele eigentlich gerne tun wollen und weshalb Sie überhaupt auf diese Erde gekommen sind?

Was ist Erwachsensein?

Erwachsen zu sein bedeutet im Vollbesitz Ihrer Kräfte zu sein, zum Beispiel in Ihrer Mitte zu bleiben, auch wenn Sie mit Ihrem Chef, Ihrer Schwiegermutter, einem Polizisten oder einem spirituellen Lehrer sprechen. Ihre eigene Stimme zu besitzen und nicht die Stimmen anderer zu wiederholen und zu tun, was sie sagen. Ressourcen zu erzeugen statt Ressourcen zu konsumieren, Unterscheidungsfähigkeit zu besitzen, so dass Sie nicht sofort glauben, was Ihnen vorgesetzt wird. Mit Ihren Gedanken und Gefühlen präsent zu sein, Verantwortung zu übernehmen für ihre Zeit, Energie, Aufmerksamkeit, Geschichten, Wahlmöglichkeiten, Absichten, ihren Tonfall, ihr Vokabular, die Kultur, in der Sie leben, die gegenwärtigen Umstände und vieles andere mehr.

Erwachsen zu werden beginnt nicht mit dem Auswendiglernen einer wiederholbaren Methode, sondern setzt bei den „mentalen Landkarten“ an, durch die wir alles in unserem Leben betrachten. Bevor wir etwas ändern, müssen wir uns erst (manchmal schmerzlich) darüber bewusst werden, wie wir die Umstände erschaffen, in denen wir uns befinden, so dass der Impuls für eine Veränderung aus einer natürlichen Notwendigkeit heraus entsteht und nicht durch einen frommen Wunsch. Haben Sie schon einmal versucht, etwas in Ihrem Leben zu ändern, weil Sie sich gut ein anderes Ergebnis vorstellen konnten? Haben Sie sich dann das neue mögliche Ergebnis vorgestellt, sich aber auf die gleiche Art verhalten wie sonst? Hat sich daraufhin etwas geändert? Der menschliche Verstand ist in der Lage, sich ein perfektes Ergebnis vorzustellen, aber die tatsächliche Veränderung geschieht nicht im Verstand. Außer dem intellektuellen Körper sind noch drei weitere Körper involviert, die mitgenommen werden wollen: der emotionale Körper, der physische Körper und der energetische Körper.

Kraftquelle Gefühle

In der Initiationsarbeit von Possibility Management wird mit allen vier Körpern gearbeitet. Dabei können wir nicht nur unser enormes Wissen, welches wir uns durch Schule, Ausbildungen und das Internet angeeignet haben, praktisch umsetzen, sondern auch andere Energiequellen anzapfen, die bisher nur in uns schlummern. Andere Energiequellen sind zum Beispiel unsere Gefühle. Gefühle wie Wut, Traurigkeit, Angst und sogar Freude werden im Allgemeinen vielfach als störend, unangenehm, oft unpassend und nicht erwünscht angesehen. Dabei sind Gefühle eine ungeheure Kraftquelle – wenn sie bewusst und verantwortlich angewendet werden. Aber woher sollen wir wissen, was wir mit unseren Gefühlen alles anfangen können, wenn wir kein Schulfach haben, das zum Beispiel „Gefühlslehre“ lautet? In den PM-Trainings lernen und erfahren wir uns im bewussten und verantwortlichen Umgang mit Gefühlen.

Weitere Energiequellen sind energetischer Natur. Es sind archetypische Energiequellen, die wir anzapfen können und deren Energien wir „durch uns durchlassen“ können, so dass wir für größere Herausforderungen nicht unsere eigene Energie verbrauchen.

Dreh- und Angelpunkt bei der Initiationsarbeit ist der Flüssigzustand. Er ist das Zwischenstadium, bei dem Sie noch nicht da sind, wo Sie hinwollen, und nicht mehr dort, wo Sie waren. Es ist ein Zustand, den die moderne Kultur gern medizinisch behandelt, vermeidet oder gar nicht erst zulässt. Denn der Wert dieses Zustands wird meist nicht erkannt, geschweige denn anerkannt, genutzt oder gar angestrebt. Das allgemeine Bestreben besteht eher darin, den Flüssigzustand zu vermeiden. Die gängigen Strategien reichen von Ablenkung durch Extrem-Sport oder Spiel über Alkoholtrinken bis hin zu Tablettenkonsum zur psychischen Regulation.

Flüssigzustand: notwendige Zwischenstation

Der Flüssigzustand lässt sich mit der Situation vergleichen, in der sich eine verpuppte Larve befindet, bevor der Schmetterling schlüpft. Die Larve kommt nach ihrer Transformation nicht mehr als Larve heraus. Es entsteht eine völlig neue Form, die neue Funktionen und neue Möglichkeiten hat. Dieser Wandlungsprozess würde natürlicherweise in einem Alter zwischen 15 und 18 Jahren stattfinden, in dem ein Mensch von seiner Struktur her in der Lage ist, 100 Prozent Verantwortung zu übernehmen und 100 Prozent intensive Gefühle zu fühlen und in diesen zu navigieren.

Doch da dies kein natürlicher Teil der modernen Kultur ist, beginnen wir im geschützten Raum der Trainings da, wo wir jeweils sind.

Gandhi sagte: „Du musst der Wandel sein, den du in der Welt sehen willst.“ Auch wenn Sie persönlich der Meinung sind, dass Sie bislang auch ohne eigenen tiefen Wandel ganz gut durchs Leben gekommen sind: Wir leben in Zeiten, in denen der Wandel oft nicht mal mehr an Ihre Tür klopft, sondern einfach hereinspaziert …

 


 

Interview: Marina Deeken sprach mit PM-Begründer Clinton Callahan

Sie sagen, dass unsere Persönlichkeit, das Ego, vor allem aus übernommenen Glaubenssätzen, aus erlernten Verhaltens- und Verteidigungsmustern besteht, die unsere Weltsicht ausmachen. Wir leben also in einer Art „Box“, über die wir mit Umwelt und Mitmenschen kommunizieren. Welche Gefahren birgt diese Box?

Während der ersten 15 Jahre unseres Lebens birgt die Box nicht so sehr Gefahren, sondern gibt uns eher Schutz und Sicherheit. Wir wachsen nicht immer in einem optimalen Umfeld auf – da ist es klug und manchmal lebenserhaltend, wenn wir uns verbiegen und uns Verteidigungsmuster aneignen, um unsere Kindheit und Schulzeit zu überleben. Im Alter zwischen 15 und 18 jedoch ist es Zeit, aus der vorwiegend unbewussten Verteidigungshaltung herauszukommen und anzufangen, als derjenige zu leben, der zu sein wir gemeint sind. Denn wenn wir in unserer Verteidigungshaltung verharren, wird das, was uns einst beschützt hat, zu unserem Gefängnis. Und dann bestünde die Gefahr, dass wir als normal und wünschenswert erachten, woran wir gewöhnt sind, nur weil wir es bereits jahrelang eingeübt haben. Wir würden weiterhin versuchen zu überleben statt zu leben. Wenn wir unser Leben von einer automatisierten Maschine wie der Box bestimmen lassen, haben wir keine Wahl, wie wir uns sonst noch verhalten könnten, damit wir andere Ergebnisse in unser Leben ziehen. Es ist hilfreich, die Unterscheidung zu treffen: Ich habe eine Box, aber ich bin nicht meine Box.

Wie können wir lernen, unsere „Box“ neu zu sortieren – rauszuschmeißen, was uns das Leben schwer macht, und neu zu programmieren, was uns das Leben erleichtert?

Um etwas an unserer Box ändern zu können, ist es sinnvoll, sie erst einmal genau anzusehen. Was die Heisenbergsche Unschärferelation in der Physik besagt, gilt auch für die Box: Je genauer wir etwas betrachten, desto mehr verändert es sich. In der Bewusstseinsarbeit betrachten wir unsere Box nicht nur mit dem Verstand, sondern mit allen vier Körpern – dem physischen, energetischen, emotionalen und intellektuellen. Wir erhalten Feedback von anderen, die unsere Box leicht erkennen können. Und erst, wenn wir den Schmerz fühlen, den unsere derzeitige Verhaltensweise anderen Menschen, aber vor allem uns selbst bereitet, erst dann sind wir in der Lage, etwas zu verändern. Die Veränderung ist nicht so sehr ein Ausmisten, sondern eher ein natürliches Wegfallen dessen, was aufgrund der Erkenntnis zu schmerzhaft geworden ist.

Auch geht es nicht darum, die Box loszuwerden. Sie besitzt vielerlei Fertigkeiten, die nützlich sind. Wir können aber die Box erweitern, um mehr von dem einzuschließen, was uns vorher unbekannt war, und in ein ständiges Lernfeld wechseln.

Fällt dieser Prozess schwer?

Einen Prozess oder etwas anderes als „schwer“ zu bezeichnen, ist bereits eine Geschichte, die uns unsere Box erzählt. Frei von Geschichten zu sein lässt uns mit der Welt, so wie sie ist, in Beziehung treten. Frei von Interpretationen, die wir dem, was um uns herum oder in uns passiert, aufsetzen. Wenn wir unsere Geschichten, Annahmen, Erwartungen und Schlussfolgerungen weglassen, kommen wir in die Gegenwart (Präsenz). Und wenn wir präsent sind, kommen automatisch Gefühle auf, mitunter heftige Gefühle, die wir bisher durch unsere Haltung mehr oder weniger erfolgreich unterdrücken konnten. Da das Credo – und die Konditionierung – in der modernen Kultur lautet: „Gefühle sind schlecht, sollten am besten vermieden werden und sind eigentlich ein Rechenfehler von Gott“, lernen wir auch nicht, mit Gefühlen umzugehen, geschweige denn, die Information und Energie unserer Gefühle bewusst und verantwortlich anzuwenden. Ganz im Gegenteil: Wir werden uns jede Mühe geben, nicht in die Gegenwart zu kommen, um nicht diese „besorgniserregenden“ Gefühle zu haben.

Sie sagen: „Jede andere Box können wir sehen, und jeder andere kann unsere Box sehen. Die einzig für uns unsichtbare Box ist unsere eigene.“ Wie kommt das?

Unsere eigene Box ist so schwierig zu erkennen, weil wir uns bereits so an unseren eigenen Filter gewöhnt haben, dass wir unsere Weltanschauung als die einzig richtige ansehen, denn schließlich leben wir ja schon so lange mit ihr und immerhin haben wir bis jetzt damit überlebt. „Was? Ich? Eine Box? Nein, nein, mein Freund, die Welt ist genau so! Ich bin nun mal so. Das? Nein, das kann ich nicht! …“

Warum ist es so wichtig zu erkennen, dass wir nicht – oder mehr als – unsere „Box“ sind?

Eine automatisierte, leblose Maschine produziert vorhersagbare Ergebnisse. Drückt man ihre Knöpfe, werden wieder und wieder die gleichen Reaktionen ausgelöst. Es ist wie bei einem Videospiel. Auch Kinder haben es schnell raus und lieben es, das Knopf-Druck-Spiel bei Mama und Papa zu spielen.

In der heutigen Zeit, in der sich alles rapide verändert und in der das Überleben der Menschheit an einem seidenen Faden hängt, können wir nicht darauf vertrauen, dass ein Automatismus etwas anderes produzieren kann als das, was unsere prekäre Lage ausgelöst hat. Ganz nach den Worten von Einstein: Ein Problem kann nicht auf derselben Ebene gelöst werden, auf der es entstanden ist. Eine Box ist nicht fähig, die Ebene zu wechseln. Ein Mensch, der weiß, dass er eine Box hat, aber nicht die Box ist, hat die nötige Bewegungsfreiheit. Er hat eine Wahl, die er alle drei Sekunden treffen kann. Überlasse ich meiner Box das Steuer oder übernehme ich es? Eine Wahl, für die es sich lohnt zu leben.

Sie sagen, dass diese Erkenntnisse auch für eine gelingende Partnerschaft wichtig sind – warum?

Von Geburt an und vor allem in der Schule werden wir darauf getrimmt, Recht zu haben. Eine Aufgabe richtig zu lösen ist das allerhöchste Ziel und wird mit guten Noten belohnt. Nun, wenn wir in der Partnerschaft weiterhin versuchen, Recht zu haben, verpassen wir es, in Beziehung zu sein. In Beziehung sein könnte auch ein Ziel sein. In Beziehung sein, auch wenn unsere Box überhaupt nicht damit einverstanden ist, was unser Partner gerade denkt, sagt oder wie er die Welt sieht. Das automatische Ergebnis zweier Boxen, die sich gegenüberstehen und sagen: Ich habe Recht! ist Krieg. Krieg in all seinen bekannten Bandbreiten. Vielleicht kann eines Tages der Krieg zwischen den Nationen aufhören, wenn unsere eigene Kriegsführung in der Beziehung aufhört. Denn entweder habe ich Recht oder ich bin in Beziehung.

Welche klassischen Fallstricke lauern im Beziehungsalltag durch die Box?

Wenn wir nicht ins Erwachsensein initiiert sind, wird der Mann sich unbewusst eine Frau suchen, die seiner Mutter gleicht, und die Frau wird sich unbewusst einen Mann suchen, der ihrem Vater gleicht. Sobald der Partner dann etwas macht, was uns an unsere Kindheit erinnert, projizieren wir Mama oder Papa auf unseren Partner und glauben unserer Projektion mehr als dem, was sich tatsächlich abspielt. Wir beschuldigen zwar gerne unseren Partner, aber in Wirklichkeit tragen wir ein ungelöstes Thema aus der Kindheit mit uns herum, und – so ungern es die Box auch hört – wenn wir uns über unseren Partner aufregen, hat es nichts, aber auch gar nichts mit unserem Partner zu tun, sondern mit unserem ungelösten „Knopf“ aus der Vergangenheit. Der Streit, den wir dann produzieren, ist eine Art von Nahrung, die unseren Gremlin füttert.

Was ist denn der Gremlin?

Der Gremlin ist der König unserer eigenen Unterwelt und Streit ist sein energetisches Junkfood. Der Gremlin ist zwar der Herrscher unserer Unterwelt, doch heißt das nicht, dass er oder die Unterwelt damit schlecht sind. Diesen Glaubenssatz haben wir von der Kirche geerbt. Je mehr wir unsere eigene Unterwelt beleuchten und in Besitz nehmen, desto weniger besitzt sie uns unbewusst und desto weniger hat sie uns im Griff.

Und wie könnten wir den Gremlin gesund ernähren?

Qualitativ hochwertige – energetische – Nahrung für den Gremlin wären interessante Aufgaben, die auszuführen sich unsere meist „nette“ Box nicht trauen würde. Ein Beispiel wäre, dass wir uns mit unserem Chef zusammensetzen und die Ziele und Ausrichtung der Firma in einen globalen tragfähigen Zusammenhang bringen und damit möglicherweise komplett infrage stellen. Oder den Lehrern bzw. dem Schulkollegium den Vorschlag machen, „Gefühlslehre“ oder „Boxtechnologie“ als neues Fach in den Lehrplan aufzunehmen. Der Gremlin ist eine unkonventionelle Kraft in uns, die jederzeit und ohne Grund jeden Raum zerstören kann. Wenn diese Kraft selbständig und unbewusst agiert, kann es zu Gewalt und Terror zu Hause, am Arbeitsplatz oder zwischen Ländern führen. Wenn diese Kraft bewusst und verantwortlich gelenkt wird, kann sie Räume zerstören, die möglicherweise zum Wohle aller zerstört werden müssen.

Was ist nach Ihrer Definition ein glücklicher Mensch?

Einer, der auch Verantwortung für das Glück übernimmt, das nur einen kurzen Moment dauert. Und nicht der Phantasie erliegt, dass am Ende, nach dem Arbeitsleben, nach dem Sieg, nach der Beförderung, nach dem Partnerwechsel, nach dem Umzug, nach der Mühe alles gut wird.


Vortrag
mit Clinton Callahan

Fr, 6. März 2015, 19-21 Uhr
UFA-Fabrik
Kosten: 10 €

Intensiv-Workshop
„Rage Club“ – den inneren Krieger aktivieren
Das Ziel: verantwortliche, erwachsene Wut erlernen und erfahren, in Möglichkeiten verwandeln und mit diesem Gefühl konstruktiv umgehen.
So, 15. März 2015, 11-17 Uhr
UFA-Fabrik
Kosten: 110 €
Info und Anmeldung unter
Tel. 0178 – 145 01 64 oder
info@liquid-talk.de
www.liquid-talk.de

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