1000 Milliarden Bäume für Klimagerechtigkeit – das ist das große Ziel der Kinder und Jugendlichen von Plant-for-the-Planet. Dafür erheben wir unsere Stimmen und greifen auch selbst zum Spaten.

von Caroline und Maike, Botschafterinnen für Klimagerechtigkeit aus Brandenburg

Wir sind Botschafterinnen. Wir sind zwar erst 12 und 14, aber als Botschafterin für Klimagerechtigkeit kann man nicht zu jung sein. Schließlich geht es beim Klimaschutz um unsere Zukunft, nichts weniger. Wie es unser Mit-Botschafter Max einmal gesagt hat: „Zukunft bedeutet für viele Erwachsene 20 oder 30 Jahre, aber für viele Kinder ist 2100 in unserer Lebenszeit. Ob der Meeresspiegel um 1, 2 oder 3 Meter ansteigt, ist für manche Ältere nur eine akademische Frage. Für uns Kinder ist es eine Frage des Überlebens.“ Dafür erheben wir unsere Stimmen und rufen zum weltweiten Baumpflanzen auf: „Plant-for-the-Planet“.

Und genau deshalb lernen wir, wie wir mit unseren eigenen Händen Bäume pflanzen. Aber auch: Wie wir Erwachsenen klarmachen, dass wir ganz viele Bäume auf der Welt brauchen, um unsere Zukunft zu retten. Wir beiden haben zum Beispiel schon beim Green Me Filmfestival gesprochen. Wir waren gerade beim beach clean up auf Usedom, wo wir mit Politikern geredet haben (z.B. Manuela Schwesig). Und auch der Fernsehsender RBB hat uns schon einmal interviewt.

Wie wir Reden halten und Interviews geben, haben wir auf einer Akademie gelernt. Damit treten wir auch in die Fußstapfen von Felix Finkbeiner, der Plant-for-the-Planet ins Leben rief.

Die Geschichte von Felix Finkbeiner

Alles begann mit einem Eisbären. Natürlich keinem echten, sondern einem Plüsch-Eisbären, den der 5-jährige Felix geschenkt bekam. Das Stofftier war fast größer als er selbst. Der Eisbär wurde Felix‘ Lieblingstier. Jahre später, Felix war neun, sollte er in der Schule ein Referat zur Erderwärmung halten. Felix erfuhr, dass sein geliebter Eisbär bedroht war.

Aber nicht nur das: Auch die Menschen sind bedroht von der Klimakrise, las Felix. Er recherchierte weiter und las über Wangari Maathai, Kenianerin, erste Professorin Kenias. Die Frau, die in Ländern Afrikas in 30 Jahren 30 Millionen Bäume gepflanzt hatte, gemeinsam mit vielen anderen Frauen. Mit diesen Bäumen verschaffte sie nicht nur vielen Frauen erstmals eigenes Einkommen und schützte die Böden vor Erosion. Sie pflanzte so auch Kohlenstoffspeicher. Jeder Baum bindet CO2 aus der Atmosphäre.

Eine geniale Idee! Felix entwarf am Ende seines Referats eine Vision: „Lasst uns in jedem Land der Erde eine Million Bäume pflanzen!“ Das war 2007.

Die Kinder hatten damals das Gefühl, die Rettung ihrer Zukunft nun selbst in die Hand nehmen zu müssen. Auf so vielen Klimakonferenzen hatten schon so viele Menschen so viele Stunden verhandelt. Und es wurde viel zu wenig für den Klimaschutz getan. Nicht mehr quatschen, Bäume pflanzen!, sagten sich die Kinder.

Heute ist Felix 21 und erinnert sich schmunzelnd daran, wie aus diesem Motto eine Kampagne wurde, die bis heute erfolgreich ist: Kinder halten prominenten Erwachsenen den Mund zu. „Am Anfang hatten wirklich viele von uns Zweifel: Dürfen wir das, Erwachsenen den Mund zuhalten? Aber wir haben uns einfach getraut, und es kam super an.“

Selbst der weltbekannte Schauspieler Harrison Ford ließ sich für die Kampagne fotografieren. Dass das zustande kam, war aber reiner Zufall. Felix war gemeinsam mit anderen Kindern auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Nagoya, Japan, als plötzlich eine Gruppe Menschen an ihnen vorbeilief. Alle schienen einer Person zu folgen. Die Kinder dachten: Wer auch immer das ist, der muss wichtig sein. Kurzerhand liefen sie hinterher und fragten, ob er sich fotografieren ließe. Erst später fragten die Kinder einen Fotografen, wer dieser Mann sei – nun, Harrison Ford!

Wie viele Bäume hat unsere Erde?

„Stop talking, Start planting“ lautete der Kampagnen-Slogan. Und dazu hatten die Kinder ein ambitioniertes Ziel gesteckt: 1.000 Milliarden Bäume sollte die Menschheit pflanzen. Doch: Ist das realistisch? Wie viele Bäume wachsen auf der Welt? Tatsächlich konnte das lange niemand sagen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir Kinder einen Wissenschaftler gefunden hatten, der sich der Aufgabe annahm: Die Bäume der Welt zählen. Mit einem Team wertete er Satellitenbilder und Forstinventurdaten aus, und kam auf rund 3.000 Milliarden Bäume.

Diesen Wissenschaftler, Tom Crowther, ließ das Thema nicht mehr los. Er fand heraus, dass rund 600 Milliarden Bäume noch wachsen können, ohne in Konkurrenz zu Siedlungen und Landwirtschaft zu treten oder aufwändig in Wüsten aufforsten zu müssen. Weil bei globaler Aufforstung nicht jeder Baum überlebt, wollen wir Kinder und Jugendlichen von Plant-for-the-Planet die Menschheit zu viel mehr Bäumen motivieren: 1.000 Milliarden ist ihr Ziel. Die würden geschätzt Jahr für Jahr ein Viertel des menschgemachten, jährlichen CO2-Ausstoßes binden.

Das also können Bäume: Ein Viertel des menschengemachten CO2 binden und damit einen Zeitjoker geben im Kampf gegen die Klimakrise.

Legt die Welt in Kinderhände

Das Ziel der 1.000 Milliarden Bäume setzen Kinder 2011, als sie vor den Vereinten Nationen in New York sprechen. „Wir Kinder wollen über Wälder, Affen und Moskitos reden“, so beginnt Felix seine wichtigste Rede. Er ist gerade 13 Jahre alt, und vor dieser wichtigen Rede so nervös, dass er dann doch lieber in der Schule gewesen wäre. Doch er weiß, er hat hier eine riesige Chance zu erklären, worum es für uns Kinder geht. Er stellt die Frage, warum die Erwachsenen eigentlich nicht handeln, um die Zukunft der Kinder zu retten.

Die Antwort hat mit Affen zu tun: „Ein Freund gab uns diese Analogie: Wenn du einen Affen wählen lässt, ob er eine Banane jetzt will oder sechs Bananen später, dann wird er immer die eine Banane nehmen, die er sofort haben kann. Darauf basierend haben wir Kinder verstanden, dass wir uns nicht auf die Erwachsenen verlassen können. Wir müssen unsere Zukunft in unsere eigenen Hände nehmen.“. Und dass das Erfolg haben kann, daran glaubt Felix fest: „Ein Moskito kann nichts gegen ein Nashorn unternehmen. Aber 1000 Moskitos können ein Nashorn dazu bringen, die Richtung zu ändern.“

Die Plant-for-the-Planet – Akademie

Damit die Welt ihre Richtung ändert, sind wir Kinder hartnäckig. Und wir arbeiten daran, immer mehr zu werden. 75.000 Kinder und Jugendliche in 71 Ländern haben schon Plant-for-the-Planet Akademien besucht. Als Botschafterinnen halten wir natürlich auch auf den Akademien Vorträge. Wir erzählen den neuen Kindern, was die Klimakrise bedeutet und was wir dagegen unternehmen können. Das macht Spaß, weil wir merken, wie aufmerksam die Kinder uns zuhören.

Auch Erwachsene können bei den Akademien mithelfen, als Moderator oder Co-Moderator. Die Erwachsenen helfen den neuen Botschaftern, selbst Vorträge zu halten, selbstbewusst aufzutreten – und natürlich packen sie auch beim Bäumepflanzen mit an.

Wir selbst haben auch Bäume gepflanzt, als wir eine Akademie besucht haben. Und anschließend noch ein mal mit Carolines Klasse. Für das Weltklima sind diese Bäume nicht so wichtig. Hier zählen vielmehr Wiederaufforstungsprojekte im Globalen Süden, zum Beispiel in Äthiopien oder Brasilien. Dort wachsen die Bäume schneller, binden schnell mehr CO2, und haben wertvolle Nebeneffekte für die Menschen vor Ort. Sie wirken der Erosion von Boden entgegen, stabilisieren den Wasserkreislauf, werden als gesunde Wälder Rückzugsorte für Tiere und Lebensraum für andere Pflanzen. Und nicht zuletzt: Solche Aufforstungsprojekte verschaffen der Bevölkerung vor Ort Einkommen. 


Die Plant-for-the-Planet – App

Damit Spender, die neue Bäume pflanzen möchten, ihr Lieblings-Pflanzprojekt finden, haben einige der älteren Jugendlichen von Plant-for-the-Planet eine App entwickelt. Unsere Kinder- und Jugendinitiative selbst hat eine eigene Aufforstungsfläche auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko. Dort beginnt mit der Regenzeit bald wieder die Pflanzsaison. Tag für Tag werden die Arbeiter Setzlinge heimischer Arten, gezogen in der eigenen Baumschule, auf die Pflanzfläche hinaus bringen und in die Erde setzen. Aber für 1.000 Milliarden Bäume ist dort natürlich nicht genug Platz. In der App können sich andere Pflanzprojekte registrieren und transparent zeigen, wo sie welche Bäume pflanzen. Und welchen Zusatznutzen sie dabei für die Bevölkerung vor Ort erzielen.

Wer die App heruntergeladen hat, kann dann für sein Lieblings-Pflanzprojekt spenden, aber auch selbst gepflanzte Bäume eintragen, mit Foto und Standort. Man kann Bäume an Freunde verschenken oder auch einem Wettbewerb um die meisten Bäume beitreten

Das soll motivieren. Und Hoffnung, ja sogar Glauben schenken. Unsere neue Kampagne nennen wir „Beleaf it“, mit „leaf“ wie englisch „Blatt“. Die Botschaft: CO2 senken, Bäume als Zeitjoker pflanzen, doch noch den Anstieg der Temperaturen auf unter 2°C begrenzen, und so den Kindern eine gute Zukunft geben. Klingt unmöglich? Ist aber möglich. Wenn wir jetzt gemeinsam handeln. 


Lesetipp: Wie wir die Klimakrise lösen können, was 1.000 Milliarden Bäume damit zu tun haben und wieso wir für unser Überleben pflanzen müssen: All das gibt es jetzt nachzulesen im neuen Buch von Felix Finkbeiner und Plant-for-the-Planet. „Wunderpflanze gegen Klimakrise entdeckt: Der Baum!“. Erschienen bei Komplett Media, 208 Seiten, 18 Euro (D), 18,50 Euro (A)

https://www.plant-for-the-planet.org/de/startseite

Das SeinOnline Redaktions – Team bedankt sich herzlich bei Caroline und Maike und der Plant-for-the-Planet Kampagne. Wir unterstützen euch so gut wir können, um dieses ehrenwerte Projekt und das Engagement in die Öffentlichkeit zu tragen.

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