Meditation und Kreativität stehen in tiefer Verbindung zueinander. Wenn wir uns mit unserem Sein, unserer schöpferischen Quelle verbinden, haben wir die Möglichkeit Sinnhaftes lebendig werden zu lassen und für andere zu einer Inspiration zu werden.

von Grazyna Federico

Kreativität – der Ursprung dieses Wortes stammt aus dem Lateinischen. Er leitet sich von „creare“ ab, was gleichbedeutend mit „erschaffen“ ist. Zwischen Kreativität und Meditation gibt es eine tiefe Verbindung. Eine Art Brücke, auf der man sich zwischen beiden bewegen kann. Für mich als Künstlerin war die Entdeckung der Meditation die Entdeckung schlechthin. Je tiefer ich mich auf die Meditation einließ, umso öfter entdeckte ich Tiefen in mir, die ich zuvor nicht kannte.

Immer wieder geschah es, dass in einer Meditation neue Bilder auftauchten. Und es war, als ob ich eine geheime Verbindung gefunden hätte, die mir Zugang zu einer inspirierenden Quelle ermöglichte. Ohne eine gezielte Absicht und ohne eine konkrete Vorstellung von meiner Seite aus, entstand ganz spontan vor meinem inneren Auge die Ahnung eines neuen Bildes. Am Anfang begriff ich noch nicht, was geschah. So begab ich mich auf die Suche nach Erklärungen. Ich las sehr viele Bücher wie z.B. die von Osho, E.Tolle, Gurdjieff und anderen Autoren. Immer wieder fragte ich mich: „Wo genau entstehen diese Bilder?“ Und was hat meine Meditation damit zu tun?“

Wo genau liegt der Samen der Kunst verborgen?

Kunst kommt aus dem Künstler – sie macht den Künstler für die Welt sichtbar. Was in seinem Herzen verborgen ist, bringt der Künstler in ein Gemälde oder eine Skulptur an den Tag. Er öffnet sein Herz und macht es anderen zugänglich. Aber er kann nur das offenbaren, was in ihm vorhanden ist. Ist der Künstler pathologisch, wird auch seine Kunst so sein. Denn sie entspringt inneren Konflikten, Spannungen oder Bedürfnissen des Egos. Ist der Künstler jedoch erleuchtet, wird auch seine Kunst erleuchtet sein.

„Ob im künstlerischen Schaffen, bei Sport oder Tanz…auf jedem Betätigungsfeld wird erst dann Meisterschaft erreicht, wenn der Verstand nicht mehr eingreift. Oder zumindest nur eine untergeordnete Rolle spielt. Eine Kraft und Intelligenz, die größer ist als du und die im Wesen eins mit dir ist, übernimmt das Ruder. Es gibt keinen Entscheidungsprozess mehr, spontanes rechtes Handeln setzt ein, und nicht „du“ bist es, der aktiv wird.“ (E.Tolle)

Zurück in die Stille – die Quelle unserer Kreativität

Alle Kreativität wird in der Stille geboren, und wenn ein neues Bild entsteht, eine neue Skulptur oder eine neue Melodie, dann wissen wir, dass der Keim des Neuen in der Stille gelegt wurde, und unsere Stille „schwanger“ mit der neuen Kreation war. „Die Stille ist die Intelligenz selbst – das allem zugrunde liegende Bewusstsein, aus dem jede Form geboren wird“ – (so, wie die neue Bewusstseinsforschung uns heute bestätigt, dass Bewusstsein die Realität erschafft). Dieses Bewusstsein ist die Essenz aller Galaxien und Grashalme, aller Blumen, Bäume, Vögel und anderen Formen“. (E.Tolle)

Genau wie es keine Elektrizität ohne den positiven und negativen Pol geben kann, kein Leben ohne den Tod. Keinen Tag ohne die Nacht, oder keinen Frühling ohne den Herbst. Genauso kann es keine Kreativität ohne Stille geben. Alles in der Natur wächst in der Stille und im Dunkeln. Wie das werdende Kind im Dunkeln des Mutterleibes wächst, so wachsen auch die Samen der Blumen und der Bäume. Alles wächst unterirdisch und verborgen. Niemand kann es sehen. Oftmals wissen wir nicht, was unter der Erde aufwächst, bis es eines Tages beginnt zu sprießen.

Doch jedes Wachstum wurde in der Stille vorbereitet. Im übertragenen Sinn geschieht dasselbe mit einem Künstler, wenn er den stillen Raum im Inneren pflegt. Etwas in seiner Stille beginnt zu „keimen“. Und wenn die Zeit reif ist, bricht dieses Samenkorn durch und bahnt sich einen Weg in das Licht der Welt.

Der Ursprung schöpferischer Ideen

Durch eine intensive Auseinandersetzung mit meiner Spiritualität begreife ich immer besser, aus welchem Ursprung meine inneren Bilder und Ideen während meiner Meditationen plötzlich auftauchen. Es gibt eine „Verbindung“ zwischen mir und einem allumfassenden „Sein“. Alles was lebt und existiert ist auf eine wundersame Art und Weise miteinander verwoben. Wir alle sind eingebunden in ein großes Ganzes. An ein Informationsfeld – oder Akasha Feld – in dem bereits alle Information bereits vorhanden sind. Ein Feld, in dem sich alle Ideen, Bilder und Gedanken bereits befinden und darauf warten, empfangen zu werden.

Aus diesem Feld haben Menschen seit jeher Inspirationen für große Erfindungen oder überragende Meisterwerke bekommen. In dem Moment, in dem wir eine Verbindung zu diesem Feld herstellen – dies geschieht beispielsweise in der Meditation – bekommen wir Zugang zu neuen und unerwarteten Ideen. „ Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ – sagte bereits der weise König Salomon in den Heiligen Schriften. Denn alles, was wir benötigen, ist bereits existent. Die Meditation ist eine hervorragende Möglichkeit, um in einen direkten Kontakt mit dem Göttlichen, der Existenz zu gehen. Und um als kreativer Mensch mit großem Ideenreichtum gesegnet zu werden.

Auf der Suche nach schöpferischem Ausdruck

Menschen, die auf unterschiedlichen Wegen etwas „Göttlichem“ begegnet sind, berichten von der Schwierigkeit, das Erlebte in Worte zu fassen. Manche von ihnen beginnen Poesie zu schreiben, was eine Suche nach den richtigen Worten ist. Andere komponieren Musik oder malen Bilder, so wie ich. Wir alle sind auf der Suche, etwas auszudrücken, das wir mit gewöhnlichen Worten nicht immer ausdrücken können. Auch in mir lebt eine Sehnsucht, die mich schon seit langem begleitet. Da ist etwas, das sich im „Außen“ ausdrücken möchte.

Ich habe erkannt, dass es mehr als nur das gibt, was ich mit meinen fünf Sinnen erfassen kann. Und so wie viele andere, ringe ich nach einer Bild-Sprache. Um meine inneren Bilder aus dem Dunkeln und Verborgenen an die Oberfläche zu bringen. Genau dorthin, wo sie sichtbar werden dürfen. Und vielleicht erreiche ich damit auch andere Menschen. Menschen, die wie ich auf der Suche sind. Menschen, die mehr darüber erfahren möchten, welche Kräfte in unserem Leben und im Universum wirksam sind.

Zu erkennen, dass wir nicht voneinander getrennt sind, ist eine sehr wertvolle Erfahrung. Dies wieder zu spüren, kann uns eine sehr große Stärke verleihen. Wir können das Gefühl des Urvertrauens in uns selbst zurückgewinnen. Ein Vertrauen, das uns helfen kann mutiger, freudiger und zuversichtlicher unser Leben zu leben. Und ich glaube, dass wir das in den heutigen Zeiten dringend benötigen.

Symbole in der Kunst und Kreativität

Gerne denke ich an bekannte Maler der Vergangenheit, wie z.B. G.Klimt, P.Klee, M.Chagall und andere. Sie alle benutzten in ihrer Bildersprache Symbole, um besser ausdrücken zu können, was sie fühlten. Die Benutzung der Symbolsprache war und ist bis zum heutigen Tag für die Kunst sehr bedeutsam. Auch ich benutze diese gerne in meinen Bildern. Da ich mich als Teil eines Ganzen sehe, benutze ich häufig mein „Frau-Sein“ als Symbol. Beipielsweise um die Natur in ihrer Vielfallt darzustellen. Ich sehe mich, eine Frau – eine liebende, eine fruchtbare, eine beschützende Gestalt. Wie geschaffen, um die Jahreszeiten, Tag und Nacht Zyklen, Elemente und vieles mehr in Frauengestalten zu symbolisieren.

Auf diese Weise hoffe ich in den Menschen etwas zu berühren, das vielleicht vergessen wurde. Dass unsere wahre Natur – und alles was uns umgibt – beseelt und lebendig ist. Und dass es wunderschön ist, alles mit staundenden und wirklich sehenden Augen zu betrachten. Es gibt dem Leben ganz neue Tiefen, wenn wir lernen alles bewusster wahrzunehmen. Wir können die Kunst, die der Künstler erschafft, mit einem Spiegel vergleichen: Menschen, die ein Kunstwerk betrachten, erkennen sich manchmal darin selbst.
Kreativität und glücklich sein

„Glücklich sein ist ein Nebeneffekt der Kreativität. Male ein Bild, und so wie das Bild wächst, wird etwas in dir wachsen. Am Ende wirst du nicht mehr der gleiche Mensch sein – noch während du die letzten Pinselstriche anbringst, ist in dir etwas ganz Neues entstanden.“
(Osho)

Bevor du nicht ein Schöpfer bist, wirst du niemals echte Glückseligkeit finden. Nur indem du etwas erschaffst, wirst du Teil der großen Kreativität des Universums. Denn Gott ist Schöpfer – und auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, sind wir doch ein kleiner Teil von ihm. Auch dieser kleine Teil trägt in sich die schöpferische Kraft des ganz Großen. Der ungarische Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat viele Jahre geforscht und die Entdeckung gemacht, dass Menschen tiefes Glück und Freude empfinden, wenn sie einer kreativen Tätigkeit nachgehen. Aus dem Beschreiten neuer Wege resultiert ein große Zufriedenheit. Denn es gibt dem Leben Sinnhaftigkeit und Bedeutung. 


Im kreativen Tun bringen wir unser innerstes Selbst zum Ausdruck. Wir setzen etwas um, das nur uns ausmacht. Etwas, das uns eigen ist. Während dieses Schöpfungsprozesses gehen wir so in unserer Arbeit auf, dass wir oftmals nicht einmal merken, wie die Zeit vergeht. Tatsächlich spielt sie in diesem Moment auch gar keine Rolle. Wir sind ganz versunken in unserem Tun, wir sind vollkommen konzentriert. Die Außenwelt ist komplett ausgeblendet. Keine quälenden Sorgen, keine negativen Gedanken – in diesen Momenten gibt es nur den schöpferischen Akt. Dies sind Augenblicke wahren Glücks.

Kreativität ist unsere wahre Natur

„Die Natur hat jedem von euch ein unverwechselbares Talent verliehen. Das ist eure Mitgift. Bringt sie zum Blühen, zur höchsten Blüte. Ihr werdet erfüllt sein, ihr werdet dankbar sein und ihr werdet demütig sein. Demütig vor dieser riesigen Existenz. Und zwar dafür, dass sie euch nicht leer gelassen hat, sondern euch ein Talent mitgegeben hat, das ihr ausarbeiten könnt.“ (OSHO)

Demnach besitzt jeder Mensch ein ganz besonderes Talent, das in ihm schlummert. Selbst wenn er sich dessen noch nicht bewusst geworden ist. Es muss nicht immer die ganz große Begabung für das Malen, Musik komponieren oder das Schreiben sein. Allein schon eine „Gestalter-Mentalität“ auf das eigene Leben anwenden zu können ist ein enormes Talent.

Warum also nicht Gestalter des eigenen Glücks werden? Und dabei genauso offen, experimentierfreudig und mutig sein. So wie es vielleicht der eine oder andere „Kreative“ beim Malen, Schreiben oder Komponieren ist. Sein eigenes Leben glücklich zu gestalten, und daraus gewonnene Erkenntnisse mit anderen zu teilen, wird bereits zu Kreativität. Sobald diese Kreativität tagtäglich gelebt wird, ist sie eines der wertvollsten Glücks- und Erfolgsfaktoren. Denn etwas Gutes und Sinnvolles weiter zu geben, macht einfach glücklich. So gesehen sind wir alle – und jeder einzelne für sich – ein Schöpfer seiner eigenen Welt. Und somit höchst kreativ.

Die Künstlerin
Die Künstlerin Grazyna Federico arbeitet als freischaffende Künstlerin. Sie hat zwei Schwerpunkte in ihrer Kunst: die „Spirituell – Symbolistische Kunst“ und die „Realistische Kunst“, für die sie Inspirationen während ihren zahlreichen Fernreisen findet.

www.arte-federico.de
 

 

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